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Kaindl: Metapsychische Phänomene ans alter Zeit. 517
2. „Er fügte bei, dass, als er noch am Leben war, er
Gott gelobt hatte, am Eingange der Kirche eine Statue
der schmerzhaften Matter Gottes zu errichten und Kerzen
nebst Almosen zu spenden. Es war deshalb, dass er unselig
war und keine Ruhe finden konnte.*
3. „Er hatte einen Mann getötet, dessen Namen er
nicht nannte; er wurde durch die Beichte von seinem Verbrechen
absolviert, da aber die ihm auferlegte Busse mit
seinem Verbrechen in keinem Verhältnis stand, so sei er
noch immer harten Strafen ausgesetzt, und es wäre erforderlich
, dass man ihn erlöse." 4. Nachdem alle seine Forderungen
erfüllt worden waren, verlautet: „Seitdem war Clement
Niemand mehr erschienen." —
Obschon der Monoideismus, der in dem zweiten Zitate
offen zutage liegt, nicht erwiesen ist, da wir bloss aus der
Kommunikation, die Regina angeblich mit dem Phantom
hatte, erfahren, dass Clement eines unerfüllten Gelöbnisses
wegen unselig sei und keine Ruhe linden könne, während
uns der Bericht keinen Äufschluss darüber gibt, ob in der
Tat Clement* letzte Gedanken sehnsüchtig auf die Erfüllung
seines Gelübdes gerichtet waren, so ist es doch schon bemerkenswert
, daRS der Spuk mit einem Monoideismus motiviert
wird, dass das, was im ersten Zitate über Clements
innere Wandlung und sein seltsames Gehaben in der Kirche
mitgeteilt wird, einen solchen Monoideismus bei ihm glaubwürdig
erscheinen lässt, dass der Charakter der Spukerscheinungen
während des ganzen Spukverlaufes sich in
vollkommener Uebereinstimmung mit diesem Monoideismus
befindet, dass der Spuk die Verwirklichung dieses Monoideismus
als Ziel konsequent verfolgt und dass der Spuk
mit Erreichung desselben sein Ende nimmt.
Wenn, wie in dem Berichte ausdrücklich versichert
wird, die Persönlichkeit Clemenfz und deren besondere
Lebensumstände Regina wirklich vollständig unbekannt
waren, was zu verneinen der Bericht keinen Anlass bietet
(obschon es der protestantische Kritiker als unwahrscheinlich
bezeichnet, ohne jedoch hierfür Gründe anzugeben),
so haben wir die von Regina im Namen Clements gemachten
Mitteilungen als telepathische Phänomene zu
betrachten. „Jede Telepathie auf Seite eines Percipienten
(Wahrnehmenden)*1, sagt du Prely*} „setzt Telenergie,
Fernwirkung eines Agenten, voraus.4* Diese telepathischen
Phänomene haben gleich den in diesem Spuke vorkommenden
physischen einen ausgeprägt persönlichen Charakter,
*) „Entdeckung der Seele/ II, S, 230.
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