Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 519
(PDF, 215 MB)
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Kaindl: Metapsychische Phänomene aus alter Zeit 519

Solche, unter dem Namen Spuk bekannte, telekine-
tische Träume, werden, nach du Preh sehr häufig durch in
den Schlaf hinübergenommene Autosuggestionen veranlasst,
welche dann den Charakter des Traumes und dessen Verlauf
ausschliesslich bestimmen. Wo sich für solche magische
Wirkungen ein lebender Agent nicht ermitteln lässt,
während sie auf eine Person passen, von welcher es erwiesen
ist, dass sie mit einem entsprechenden Monoideismus
gestorben ist, nimmt du Prel zu ihrer Erklärung den post-
humen Monoideismus an, d. h. eine in den jenseitigen Zustand
hinübergenommene Autosuggestion, die sich nach
dem Tode der betreffenden Person realisiert. Da der
eigentliche Agent in beiden Fällen derselbe, nämlich die
auf magische Weise wirkende Seele ist, so müssen auch
die Wirkungen in beiden Fällen wesentlich dieselben sein.

Diese Hypothese du Prel'a besitzt den grossen Vorzug,
dass sie den ganzen Spuk einheitlich erklärt, wobei auch
das mit umfasst wird, was Prof. Richet als „fabulös" und
nicht zu dem Spuk gehörig betrachtet. Wenn wir annehmen
, dass Johann Cltment in den letzten Augenblicken
seines irdischen Lebens tatsächlich von einem heftigen
Verlangen nach Erfüllung seines Gelöbnisses gepeinigt
wurde und schon im Geiste die Qualen vorausempfand,
die ihn seiner Ueberzeugung nach als Strafe für sein Verbrechen
im Jenseits erwarten mussten, so wird man es begreiflich
finden, dass dieser letzte, seinem Unterbewussten
(der Seele) als Autosuggestion überlieferte, peinvolle Eindruck
der Einbildungskraft einen passenden Stoff zu jenem
düsteren Gemälde liefern musste, welches sich uns in diesem
Spuke entrollt Wir sehen darin das Phantom Johann
Clements, je nach der Gestalt, die ihm der Traum verleiht
und je nachdem er darin entweder als absichtsvoll
handelnde Person auftritt, oder bloss symbolisch gedacht
wird, einmal als alten gebeugten Mann, ein andermal als
Taube erscheinen. Das Phantom behauptet, grosse Qualen
zu erdulden, was uns im Hinblick auf die Natur von
Clements Autosuggestion nicht überraschen darf, da wir ja
wissen, dass Empfindungen suggeriert werden können und
dass die imaginären Leiden religiöser Ekstatiker sogar
Wundmale zur Erscheinung bringen können. — Ebensowenig
dürfen uns die Halluzinationen Reginald befremden,
wenn wir sie als das Resultat telepathischer Beeinflussung
von Seiten des Phantoms betrachten. Das Ergebnis einer
derartigen Beeinflussung war auch ihr Traum vom Besuche
der Hölle und des Fegefeuers. Je nachdem sie diese telepathischen
Einflüsse im Wachen oder im Schlafe empfing,

Psychische Studien. September 1908. 34


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