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526 Psych. Studien. XXXV. Jahrg. 9. Heft. (September 1908.)
begleitet. Weimar 1797" das Gesetz der Wirksamkeit einer
aus verschiedenen Körpern aufgebauten galvanischen Kette
so an, dass darin zwei Jahre vor Erfindung der Fo/to'schen
Säule das Prinzip derselben und der Anfang des Spannungsgesetzes
erkannt werden muss. (B. 9 ff., und R. 6,
„Beyträge zur näheren Kenntnis des Galvanismus, Jena
1800," 1. Bd., S. 210 ff.). Auch hinsichtlich der Zerlegung
des Wassers und von Metallsalzen in der Kette und an
den Poldrähten der Säule ist ihm die Priorität vor Nicholson
und Carlisle zuzusprechen. (Gilberts „Annaien der Physik
«, 1799, 2. Bd., S. 80). Ritter's Anschauungen über die
elektrischen und chemischen Vorgänge in der galvanischen
Kette stehen der heutigen Ansicht nahe, indem er zeigte,
dass eine Erregung der Elektrizität nur stattfinde unter
gleichzeitig auftretender chemischer Wirkung. Die besondere
Beachtung der chemischen Erscheinungen in der Kette
führte Ritler zur Entdeckung der galvanischen Polarisation,
und dieses leitete ihn zur Erfindung der Ladungssäule, der
ersten Vorrichtung dieser Art, die jetzt in den Akkumulatoren
ihre Bedeutung gewonnen hat. Ritter ist ferner
neben Behrens als der Entdecker der trockenen Säule zu
nennen, die erst 10 Jahre später nach der ihr von Zam-
boni gegebenen Anordnung allgemein bekannt wurde.
Ritter beobachtete, durch Berschel^ Untersuchungen
angeregt, das Sonnenspektrum und entdeckte die chemische
Dignität des Prismenspektrums, wie er auch als erster die
erwärmenden bezw. oxydierenden Wirkungen der jenseits
der Enden des sichtbaren Spektrums liegenden dunklen
Strahlen entdeckte. (Gilberte „Annalen der Physik" 1801,
Bd. 7, S. 527; 1802, Bd. 12, S. 409 ff. und „Beiträge zur
näheren Kenntnis des Galvanismus, Jena 1805", 2. Bd., S.
213). Von ihm rührt auch die erste Wahrnehmung der
ungleichen Erwärmung der Elektroden usw. her.
Nicht weniger hat die Physiologie Ritter zu verdanken.
Er fand z. B. vor Marianini das Gesetz der Stromschwankungen
, d. h. das Gesetz, dass die Nervenerregung nicht
von der absoluten Intensität der Elektrizität, sondern von
der Grösse in deren Schwankungen abhängig ist usw.
Seine Verdienste um die physiologische Elektrizität sind
von du Bois-Reymond ins rechte Licht gestellt worden.
Dieser Gelehrte findet auch zugleich den Grund für die
auffallende Erscheinung, dass Ritter nicht sofort die verdiente
Anerkennung fand und fast in Vergessenheit geriet,
darin, dass er seine Beobachtungen in ein „wunderbares
und undurchdringliches Dunkel zeitgemässer Philosopheme"
hüllte, und so, im Banne einer „höheren Physik" nach
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