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546 JPsyeh. Studien. XXXV. Jahrg. 9. Heft. (September 1908.)
Tag und Stunde und erhielt nach einiger Zeit die Nachricht
von dem zu gleicher Stunde erfolgten Tod seines
Freundes in Kanada. Ein noch merkwürdigerer Bericht
dieser Art stammt aus der Feder des früheren amerikanischen
Gesandten Dale Owen in Neapel und ist der den Lesern
zur Genüge bekannte Fall des Schottländers Robert Bruce,
der in seiner Kajüte, auf einem zwischen Liverpool und St.
John in Neubraunschweig fahrenden Handelsschiffe in die
Berechnung der Länge vertieft, in der anstossenden Kapitänskajüte
einen Mann mit fremdem Gesicht erblickte, der
auf eine Tafel die Worte geschrieben hatte: „Steuert nach
Nordwesten", wodurch ein im Eis steckendes, nach Que-
beck bestimmtes Schiff mit Mannschaft und Weisenden gerettet
wurde.
Diese angeführten Beispiele dürften wohl genügen, um
auch den ungläubigsten Skeptiker davon zu überzeugen,
dass das Vorkommen von Fernwirkungen doch nicht ganz
in das Reich der Fabel gehört! — Eine Erklärung für
diese Vorfälle ist allerdings nicht so leicht zu geben, dennoch
will ich einen Versuch dazu machen. Nehmen wir
z, B. an, durch eine Somnambule oder einen Sterbenden,
werden in einem entfernten Zimmer Klopf töne und Geräusche
verursacht, oder es werde ein Bild in schwingende
Bewegung versetzt, so genügt die naheliegende Erklärung
durch eine elektrische Kraftentladung des menschlichen
Körpers, welche diese Fern Wirkungen verursacht, durchaus
nicht,; denn eine elektrische Entladung pflanzt sich nicht
nach einer bestimmten Richtung, sondern zu gleicher Zeit
nach allen Richtungen fort, und zwar indem die Entladung
den Aether in schwingende Bewegung versetzt, gleich wie
ein in stehendes Wasser geworfener Stein kreisförmige
Wellenbewegungen verursacht. — Allerdings gibt es nun
Mittel und Wege, um den Aetherschwingungen eine gewisse
Richtung zu geben; so kann man z. B. durch Hohlspiegel
den Aetherschwingungen des Lichtes eine bestimmte Richtung
verleihen, welches Verfahren in der Praxis z. B.
bei den Scheinwerfern Verwendung findet. Ebenso ist es
dem Physiker Hertz gelungen, mit Hilfe von gekrümmten
Zinkblechspiegeln die Aetherschwingungen der
Elektrizität zu konzentrieren und demnach denselben eine
gewisse Richtung zu geben.
(Schluss folgt.)
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