Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 547
(PDF, 215 MB)
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Seiling: Goethe und der Okkultismus.

547

Goethe und der Okkultismus-*)

Von Hofrat Prof. a. D. ]?Iax Seiling* (München).

„Das Allervorzüglichste, was hervortritt,
das Allermerkwürdigste, was begegnet, wird
so lange verneint, als nur möglich ist. Dieser
Wahnsinn unserer Zeit ist auf alle Fälle
schlimmer, als wenn man das Ausserordentliche
, weil es einmal geschah, gezwungen
zugab und dem Teufel zuschrieb/

Goethe.

Bei Betrachtungen über das Gedankenleben des universellsten
aller Geister wird eine Seite in der Regel ganz
übergangen und nur flüchtig berührt: Goethe* s Hang zum
Uebersinnlichen. An diesem Mangel leidet auch das sonst
so vorzügliche Buch „Goethe?* Philosophie aus seinen Werken11
von M. Heynacher. Der Verfasser beschränkt sich nämlich
darauf, mitzuteilen, was Goethe zum Kanzler Fr. v. Müller (am
10, Februar 1830) gesagt hat, als das Gespräch auf die
Seherin von Prevorst kam: „Ich habe mich immer von
Jugend auf vor diesen Dingen gehütet, sie nur parallel an
mir vorüberlaufen lassen. Zwar zweifle ich nicht, dass diese
wundersamen Kräfte in der Natur des Menschen liegen, ja,
sie müssen darin liegen, aber man ruft sie auf falsche, oft
frevelhafte Weise hervor. Wo ich nicht klar sehen, nicht
mit Bestimmtheit wirken kann, da ist ein Kreis, für den
ich nicht berufen bin. Ich habe nie eine Somnambule

*) Die „Frankf. Zeit/ vom 31. Mai er. (Nr. 151, Erstes Morgen- *
blatt) glaubte diesen zum Teil neue Gesichtspunkte eröffnenden
und wertvolle Ergänzungen seiner vielbesprochenen Göthestudien
bringenden Beitrag unseres hochverdienten Mitarbeiters nur mit
nachfolgender Eedaktionsnote (nebst einigen von uns weggelassenen
, von wenig Sachverständnis zeugenden Frage- und Ausrufzeichen
) abdrucken zu können: „Die Okkultisten, die öfter an unsere
Pforte klopfen, sind durch Entgegenkommen von unserer Seite
nicht verwöhnt. Wenn wir von unserer ablehnenden Haltung in
diesem einen Falle abgehen, so ist es. weil der Autor sich streng
an Tatsachen hält und die den Goetnekennem nicht unbekannte
Neigung des Dichters zu okkultistischen Grübeleien und zu einem

Gewissen Mystizismus ausschliesslich mit Zeugnissen aus den
(Torten und Werken Goethe'» belegt. Für die Eichtigkeit der okkultistischen
Beobachtungen und Theorien bedeutet es natürlich noch
gar nichts, dass ein Poet und universeller Geist wie Goethe gelegentlich
die okkultistische Vorstellungswelt zur Erzeugung von mystischpoetischen
Wirkungen heranzieht oder auch selber zugesteht, dass
unsere Schulweisheit noch nicht alle Dinge im Himmel und auf
Erden erforscht hat. Vor allen Dingen können die Gesichte auch
des grossen Dichters niemals wissenschaftlichen Wert beanspruchen.*

D. Eed.


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