Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 592
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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592 Psych, Studien. XXXV. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1908.)

Nach einer Weile ging ich auf Ugema zu. Die Schlange
war verschwunden und der Zauberer lag in tiefem Schlafe,
ohne Bewegung und ohne Atemzüge. Ich öffnete ihm die
Augenlieder. Die Augen stierten mich an, wie die eines
Toten. Ich hielt die Kerze gerade vor die Augen; sie
zuckten nicht. Dann hob ich einen Arm in die Höhe und
Hess ihn los. Er fiel wieder zurück, wie der Arm eines
Toten. Eine Nadel, die ich dem Zauberer in den Körper
stach, brachte keine Muskel in Bewegung. Puls- und Herzschlag
waren unvernehmlich. Auf den Lippen lag dünner,
weisser Schaum. Ugema schlief.

Während der ganzen Nacht hielt ich bei ihm Wache
und wich nicht einen Augenblick von seiner Seite. So, wie
er sich hingelegt hatte, blieb er regungslos liegen. Erst
gegen 8 Öhr am anderen Morgen kam allmählich wieder
Leben in den Körper. Ich gab genau acht; keine Bewegung
entging mir. Zuerst zuckte der Leib in grösseren Zeiträumen
, dann wurden die Zuckungen heftiger, bis auf einmal
Ugema die Augen aufschlug, sich erhob und mich mit
sonderbaren Blicken anschaute. Er schien sich jetzt zu
fragen, wie ich hierher gekommen sei. Als er ganz erwacht
war, seufzte er: „O, wie bin ich müde!1* „Das glaube ich
dir wohl; aber hast du auch die geplante Reise ausgeführt?"
„Natürlich!" „Warst du wirklich während der Nacht auf
dem Yemviplateau?" „Selbstverständlich! Wenn der Herr
ruft, möchte ich es keinem anraten, zu Hause zu bleiben.4'
„Was habt Ihr denn dort gemacht?" Ugema schwieg eine
Weile und sagte dann: „Wir waren zahlreich versammelt
und haben uns gut amüsiert." Mehr konnte ich aus ihm
nicht herausbringen. Deshalb frug ich: „Hast du denn
auch meinen Auftrag erledigt? Warst du bei Esaba?"
„Ja!" „Hast du diese Nacht mit ihm gesprochen?" „Ich
habe diese Nacht mit ihm gesprochen!* „Merkwürdig, ich
bin doch keinen Augenblick von deiner Seite gewichen. Du
lagst da auf dem Bett und ich stand neben dir."

„Nein, du irrst dich! Ich war nicht auf diesem Bette.
Nur mein Leib lag da. Der spielt keine Rolle. Nein, ich
war nicht da, sondern auf dem Yemviplateau."

Für den Augenblick begnügte ich mich mit der abgegebenen
Erklärung und machte mich wieder auf den Weg
zur Missionsstation. Auf der ganzen Strecke beschäftigten
sich meine Gedanken mit den sonderbaren Ereignissen,
deren Zeuge ich soeben war. Genau drei Tage nachher
war Esaba bei mir in der Mission. „Pater," sagte er mir,
„hier sind die Patronen, die ich dir, wie mir Ugema mitteilte
, überbringen soll. Und dann wolltest du noch etwas


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