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618 l\vch. Studien. XXXV. Jahr- 10. Heft. (Oktober 1908.)
Auftreten von Gedanken; Urteilskraft die kritische Veranlagung,
die aus der Fülle der Gedanken das Schönste oder praktisch Brauchbarste
unter Verwerfung von allem anderen aussondert. Phantasie
ohne Urteilskraft macht höchstens einen Schwärmer. Das Genie
steht nicht nur in Beziehung zur Kunst wie man zumeist annimmt
—, genial ist vielmehr ebenso sehr der hervorragende Wissenschaftler
, Lehrer, Arzt, Ingenieur, Erfinder etc. Denn das Genie entdeckt
neue Pfade, das Talent geht sie und die Masse folgt nach. Neben
diesem Hauptgedanken enthält die Broschüre mancherlei anregende,
Gedankenreichtum des Verfassers verratende Abschweifungen, z. ß.
über den normalen und abnormen Menschen, über Homo- oder, wie
Verfasser will, Aequisexualität; über den Ideaitnenschen und die
Möglichkeit seiner Verwirklichung — körperlich müsste dieser
Idealmensch ganz anders beschaffen sein als wir —, über Zweckmässigkeit
, — wobei Verfasser als Kriterium dafür die Nützlichkeit
für den Menschen annimmt und fünf besondere grosse Unzweck-
mässigkeiten findet, nämlich das Verhältnis des Festlandes zur
Meeresfläche, Klima und Wetter, das Ungeziefer, den Schmerz und
den Geschlechtstrieb. Der zweite Teil behandelt das tragische Geschick
des Genies, das Nichtverstandenwerden. Im Anhange zieht
Verfasser gegen den altsprachlichen Unterricht an unseren höheren
Schulen zu Felde, der im günstigsten Falle das Talent, aber nicht
das Genie fördern könne, und den er durch naturwissenschaftlichen
Unterricht zu ersetzen wünscht. Man mag mit dem Verfasser nicht
in allen Punkten übereinstimmen, zumal er an einzelnen Stellen
sehr 3charf ist und über das Ziei hinaussehiesst; aber unbefriedigt
und ohne vielfache Anregung erfahren zu haben wird niemand das
Buch aus der Hand legen. Weimer.
Adelma Vay, Vergleiche zwischen den geistigen Offenbarungen des
alten Testamentes und jenen des heutigen Tages Berlin 1908.
Verlag von Kurl Sieqismund. 120 S. Preis: 2 Kronen.
Diese (auch direkt durch die Verfasserin, Baronin Adclma Vay
in Gonobitz, Steiermark, zu beziehenden) medianim geschriebenen
Enthüllungen einer edlen Frauenseele verbuchen die Wunder des
Alten Testaments nach den in ihrem bekannten Buch: „Geist,
Kraft, Stoff* dargelegten Gesetzen der geistigen Kräfte auf Grund
der Inspirationen ihrer „Leiter* analog den spiritistischen Phänomenen
unserer Tage zu erklären und dem Verständnis der Jetztzeit
näher zu bringen. Das fesselnd geschriebene Buch bietet nicht nur
dem eigentlichen Offenbarungsspiritisten, sondern auch dem derartigen
Kundgebungen skeptisch gegenüberstehenden, aber unbefangenen
Forscher auf modernpsychologischem Gebiet bedeutendes
Interesse und reiht sich den übrigen Schriften des berühmten
Mediums, der Freundin Heilenbach^ — „Studien über die Geisterwelt
*, „Erzählungen der Sonnenstrahlen*, „Die Sphären zwischen
Erde und Sonne*, „Hephata*, „Klingeibeutel*, „Bilder aus dem Jenseits
*, „Aus meinem Leben*, „Aeonen*, „Tagebuch eines kleinen
Mädchens*, „Dem Zephir abgelauscht*, „Visionen im Wasserglas*4,
„Betrachtungsbuch* — als neuer Beweis ihres guten , hingebenden
Willens und ihrer beharrlichen Arbeit als überzeugter Vermittlerin
höherer Geisteroffenbarungen würdig an. Fritz Freimar.
Gibsoll, Axel, E., Die nordische Mythologie im Lichte der Geheimlehre.
Aus dem Englischen übersetzt'von Georg Priem, Leipzig. 1908. KL-
8°. 32 S. Preis 50 Pf. Theosophisches Verlagshaus, Dr. H. Vollrath.
Die anregend geschriebene kleine Arbeit bietet eine fesselnde
Darstellung der tiefsinnigen kosmologtschen Ideen des Pantheons
der Germanen, wobei sie lichtvolle Parallelen und innere Ueberein-
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