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648 Psych. Studien. XXXV. Jahrg. 11. Heft. (November 1908.)
befreundeten Dame erseheinen, welche mir ein undeutliches
Wort zuraunte, das, wenn ich mich nicht verhört habe,
einen dem Worte „Schatz" ähnlichen Klang hatte. Während
sich die schlafende Eusapia mitten vor dem Kabinett in
unserer nächsten Nähe befand, bauschte sich oben über ihr
der Vorhang mehrmals auf. Gleichzeitig bewegte sich links
im Kabinett ein Stuhl von der Stelle und wurde von dort
ein kleiner darauf liegender Gegenstand von diesem auf
den in der Mitte vor dem Kabinett befindlichen Tisch gebracht
. In einer der letzten Sitzungen zu Genua fühlte
Herr Barzini inmitten der Haare Eusapia!$ eine fremde
Hand, welche sich bewegte; zu gleicher Zeit wurde die
Unke Seite des Vorhanges aufgebläht und von einer Faust
erfasst, die ihn nach vorne zog und den Stoff schliesslich
den rings um das Medium sitzenden Kontrollierenden heftig
über die Köpfe warf; gleichzeitig fühlte sich Herr Bozzano,
der ca. einen Meter vom Medium entfernt sass, mehreremals
an den Schultern berührt.
Dr. Imoda beobachtete, dass, während ein Phantom
einem Herrn Becker eine Feder aus der Hand nahm und
sie ihm dann wieder zustellte, ein anderes Phantom die
Stirne an die seine (nämlich an die des Dr. Imoda selbst)
lehnte.
Bei einer anderen Gelegenheit, wo ich selbst von einem
Phantom geliebkost wurde, verspürte die Fürstin Ruspoli
am Kopfe die Berührung einer Hand, während Dr. Imoda
an einer seiner Hände den kräftigen Druck einer anderen
Hand fühlte. — (Schluss folgt.) ► -
Der heutige Stand der Abstammungslehre.
Von Professor Dr. J. Reinke. *)
Es weht im neuen Jahrhundert ein kritischer Wind
durch die Naturwissenschaft. Immer wieder sind im Laufe
der Zeiten Versuche hervorgetreten, auf der Grundlage
unserer Naturerkenntnis ein Weltbild zu zeichnen. Dass
jedes derartige Weltbild ein Zeitbild sein musste, dass es
nur den Zeitgenossen genügen konnte, wurde nicht immer
erkannt. Und doch ist dies eine fundamentale Wahrheit*
Sie gilt für die Weltanschauung des Moses und Aristoteles
in kaum höherem Grade als für das Weltbild Galileis und
*) Mit gütiger Erlaubnis des Herausgebers der Wochenschrift
„Die Propyläen* Eduard Engels dem von ihm geleiteten „Schwaben-
Spiegel", Wochenschrift der neugegründeten „WürttembergerZeitung*
(ftr. 38 u. 39) entlehnt. — Eed.
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