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660 Psych. Studien. XXXV. Jahrg. IL Heft. (November 1908.)
Offenbar arbeiten die Zuneigt im kleinen Baum anders als
im grossen; es bestehen mehrere Verständigungsschlüssel
zwischen beiden. Im grossen Kaum besteht der Schlüssel
in ganz deutlich erkennbaren optischen Zeichen und in der
Fragestellung, die im Wintergarten häufig mit lauter
Stimme erfolgt. Im kleinen Baum sind die Verständigungsmittel
offenbar wesentlich akustischer Natur. Hier besteht
der Schlüssel offenbar [? — Red.] in minimalen akustischen
, den andern, wenigstens bei einem einmaligen Versuch,
nicht wahrnehmbaren Zeichen. Ob diese akustischen Zeichen
durch Atmung, durch leises Flüstern, durch leise Bewegung
mit der Hand, mit dem Fuss und den Zehen geschehen
, Hesse sich nur durch wiederholte Untersuchung
feststellen. Ein Beweis, dass eine Gedankenübertragung
zwischen den Zancig's vorliegt, ist nicht nur nicht geführt,
sondern die Ablehnung der Versuchsbedingungen spricht
für das Gegenteil. Wenn, wie es namentlich im Wintergarten
häufiger der Fall ist, die Frage laut gestellt wird,
so liegt in der Frage schon der Schlüssel für die Antwort.
Dies wird besonders dadurch bestätigt, dass Herr Z. stets
Englisch fragt, während die wenigen Fragen: „Was habe
ich in der Hand?" usw. usw. von ihm zweifellos innerhalb
einer Stunde auch Deutsch gelernt werden könnten. Wahrscheinlich
kann er die Fragen auch Deutsch stellen, aber
da fehlt der Schlüssel.* — Prof. Max Dessoir schreibt: „So
wenig man eine Geheimschrift innerhalb einer Stunde entziffern
kann, wenn sie nicht sehr plump ist, so wenig ist
der Beobachter imstande, ein System der Verständigung,
das ausserordentlich sinnreich, mannigfaltig und ausserordentlich
gut eingeübt ist, innerhalb einer halben Stunde
aufzulösen. Die Aufgabe des wissenschaftlichen Beobachters
kann also nur die sein, die Bedingungen des Vorganges so
zu stellen, dass alle sinnlichen Uebertragungsmöglichkeiten
ausgeschlossen werden. Auf eine solche Fixierung der
Bedingungen aber Hessen sich die Zancig's nicht ein. Nun
ist es durchaus nicht meine Aufgabe, den „Trick" der
Zancigs zu lösen. Ich will Ihnen nicht sagen, wie die Verständigung
vor sich ging; wohl aber, wenn Sie wünschen,
wie sie vor sich gegangen sein kann. Herr Z. lässt Zahlen
auf das Papier schreiben, die Frau Z. auch richtig errät
und laut und deutlich nennt. Gleichzeitig aber schreibt
sie mit einem allen, insbesondere natürlich auch Mr. Z.
sichtbaren Bleistift die genannten Zahlen auf ein vor ihr
liegendes Blatt Papier. Wozu das? Nun, dieser Bleistift
dient vielleicht als Zählapparat. Kleine Bewegungen des
Bleistifts bedeuten die Ziffern. Mr. Z. hat also bloss nötig,
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