http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0682
Kurze Notizen.
669
b) Ein eigenartiger Fall von Doppelgängerei
wurde uns in dankenswerter Ausführlichkeit, dat. Gendve-
Ohene, Vert Pr6 5, 14. Okt. 1908, wie folgt, mitgeteilt:
„S. g. EU Als Abonnent der „Psych. Stud." erlaube ich
mir Ihnen ein okkultes Vorkommnis mitzuteilen, das sich
letztes Frühjahr in München zugetragen hat. Mein Sohn
hatte sich dort an einem Samstag mit einem Freunde verabredet
, dass die beiden am folgenden Sonntag bei Letzterem
gemeinsam zu Mittag speisen wollten. Eine dritte
Person war nicht anwesend. In der Nacht von Samstag
auf Sonntag wurde mein Sohn krank, so dass er in der
Frühe nicht aufstehen konnte. Es war ihm peinlich, dass
er sein Versprechen nicht halten konnte und auch keine
Gelegenheit hatte, seinen Freund von seinem Fernbleiben
in Kenntnis zu setzen. — Gegen 10 Uhr (früh) schlief er
wieder ein und erwachte gegen 3 Uhr mittags wieder.
Nach einigen Tagen trafen sich beide zufällig auf der
Strasse und keiner dachte zunächst an diese Angelegenheit.
Erst als ein sog. „roter Radier" (junge Leute in roten
Röcken, die in München £egen Bezahlung auf dem Zweirad
allerlei Aufträge besorgen) vorbeifuhr, sagte der Gastgeber
zu meinem Sohne: „Es war doch nett von dir, dass du mir
dein Nichterscheinen am letzten Sonntag durch einen roten
Radler angezeigt hast." „Ich, wieso?" erwiderte mein
Sohn. Sein Freund darauf: „Nun kurz nach zehn Uhr
sprach ein roter Radler bei mir vor und meldete: „Der
behauptet, ^geologisch-sachkundiger Kritik halte diese Beurteilung
nicht stand, indem nur 53 Proz. der Bohrungen befriedigenden und
47 Proz. unbefriedigenden Ausgang gehabt hätten, wobei noch zu
berücksichtigen bleibe, dass mehrere der befriedigenden an Orten
(in an der Oberfläche trockenen Flussbetten beispielsweise) niedergebracht
worden seien, an denen jeder mit den Landesverhältnissen
vertraute sicher Wasser erwarten durfte/ Auch ein „fachmännischer
* Einsender des „Berliner Tageblatt* (Abendausg. vom 13. X.
er.) macht der Regierung Vorwürfe darüber, „wie viel Geld schon
heute sinnlos verbohrt worden ist,* und fragt, „ob auch fernerhin
bei der grossen Geldnot im Staatssäckel stets Mittel bereit stehen
werden zur staatlichen Unterstützung und Züchtung des Aberglaubens
, oder ob man nicht lieber die Kenntnisse eines Negerknaben
kostenlos nutzbar macht (siel) und das Geld für Kulturzwecke
verwendet*. Merkwürdig, dass früher niemand, wenn die
Sache so einfach liegt, Wasser an den bezeichneten Stellen angetroffen
hat — das Ei des Colurabus! — und dass die lichtvollen
Untersuchungen eines du Prel und anderer okkultistischer Forscher,
denen sich neuerdings bekanntlich die Gutachten mehrerer gelehrter
, exakt wissenschaftlich gebildeter Fachmänner anschlössen,
über die vermutliche Ursache eines sich so beharrlich behauptenden
„Aberglaubens* für diese Herren Geologen einfach nicht zu existieren
scheinen — Red.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0682