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672 Psych. Studien. XXXV. Jahrg. IL Heft. (November 1808.)
Hund, das8 sein Herr im letzten Augenblick an ihn dachte?
Jetzt habe ich das treue Tier in mein Haus genommen.
Frau Geheimrat Kremnitz in Wernigerode.* Der verantwortliche
Leiter, Prof. Dr. Paul Förster, bemerkt dazu:
9Solche Vorkommnisse, welche auf das Ahnungsvermögen
der Tiere und ihre Empfänglichkeit für telepathische Eindrücke
schliessen lassen, sind in grosser Menge berichtet
worden. Wir erinnern bei dieser Gelegenheit an den Aufsatz
: „Wie der dänische Märchendichter Andersen Spiritist
wurde" in Heft 3 des Jahrganges 1907 unserer Zeitschrift.
Im übrigen ist's mit dem Worte „Telepathie", d. i. Wirkung
auf das Gefühl, auf die Seele in der Ferne, das Gleiche,
wie mit „Instinkt". Für ein Unerklärtes oder — da
eigentlich alles, was ist und geschieht, im letzten Grunde
unerklärbar ist — für ein vereinzelt sich Aeusserndes wird
ein Wort geprägt, das dem X in der Rechnung gleicht,
also ein Auskunftsmittel der Beschränktheit. Noch Beschränktere
nennen dergl« festgestellte, ihnen aber nicht
zugängliche und unbequeme Vorgänge „Zufall" oder
„Schwindel"; damit ist ihnen der Fall erledigt."
e) Ein „sechster Sinn" bei den Ameisen. Die
Naturwissenschaft hat, wie wir einem fachmännischen Artikel
des „Prakt. Wegweisers" (Ausg. B, Nr. 42 vom 17.
Oktbr. er.) auszugsweise entnehmen, Bich neuerdings damit
beschäftigt, festzustellen, ob den Ameisen ein unbekannter
sechster Sinn innewohne. Der berühmte englische Naturforscher
Lubbock hatte schon vor mehr als zwanzig Jahren
bemerkt, dass die Ameisen dunkle, ultraviolette Strahlen
fliehen, und daraus den Schluss gezogen, dass die Netzhaut
ihrer Augen anderen Eindrücken zugänglich sei als
die menschliche. In neuerer Zeit haben Henri Dufour und
August Forel diese auffallende Tatsache zu ergründen unternommen
. Aus ihren Forschungen geht folgendes hervor:
Das weisse Licht zerfällt bekanntlich im Spektrum in die
sieben Farben des Regenbogens. Dazu kommen noch die
infraroten Strahlen, die wir weder als Licht- noch als
Wärmestrahlen bemerken, und die ultravioletten Strahlen,
die wir weder als Licht- noch als Wärmestrahlen bemerken,
die aber chemische Wirkungen ausüben können, was wir
uns in der Photographie nutzbar gemacht haben. Wir
können mit unseren Sinnen diese Strahlen aus dem weissen
Lichte nicht absondern und uns infolgedessen vor etwaigen
schädlichen chemischen Einwirkungen auf unseren Organismus
(Sonnenstich z. B.) nicht oder doch nur schwer
schützen. Die Ameisen, das ist das Ergebnis der neueren
Forschung, bemerken die ultravioletten Strahlen und suchen
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