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Literaturbericht«
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Wunderdoktor hat einen vielbeschäftigten Sekretär, der die
auswärtige Kundschaft bedient, die sich nur auf die Einsendung
von Nackenhaaren zur Erkennung der Krankheiten
beschränkt. [! — Red.]
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originalpreisen durch die Buchhandlung
Oswald Mutze, Leipzig, Lindenstrasse 4, zu beziehen.
J. Reinke's dualistische Weltansicht (Neovitalismus). Von /. Koltan.
Neuer Frankfurter Verlag, 1908 (VIII -f- 166 S. gr. 8°. Preis M. 2.50).
Das hauptsächlichste Verdienst Reinke's, das er übrigens mit
anderen Forsch ern teilt, ist wohl zu sehen in seinem Hinweise auf
die Mängel des BJckel'schen Monismus und seiner Missbilligung der
Anmassung und Unduldsamkeit, womit dieser verkündet wird. Der
Verf. der vorliegenden Schrift hat in seiner früher erschienenen Darstellung
von „ Bäckei s monistischer Weltanschauung* sich im wesentlichen
zustimmend geäussert, beruft sich aber hier zur Begründung
seines eigenen Standpunktes mit Vorliebe auf Spinoza, mit etwas
zweifelhafter Berechtigung auch auf Kant und Goethe. Von diesem
Standpunkte aus tritt er mit grosser Entschiedenheit den Anschauungen
Reinke's entgegen, wie sie hauptsächlich in dessen Werk: „Die
Welt als Tat* niedergelegt sind. Elr charakterisiert seinen Dualismus
in der Wirklichkeitslehre, in seinen Gedanken über die physische
und psychische Welt, insbesondere die in der Tat recht befremdliche
Theorie von den Dominanten oder ßichtungskräf ten,. die
in jedem Organismus als vorhanden angenommen werden, „um den
Lebensprozessen die Eichtuug zu geben, nach vorher bestimmten
Absichten und Zwecken/ Der Verf. hat alles hervorgeheben, was
ihm angreifbar scheint, und dabei sehr dogmatisch (was er natürlich
nicht zugeben will) seine eigene Meinung geltend gemacht, wobei
nicht nur der angeschlagene Ton der Ueberhebung auffällt — wenn
auch Reinke's Schriften wiederholt als „geistreich* bezeichnet
werden — ? sondern auch der Mangel an Schärfe und Konsequenz
der Definitionen und die vielfach hervortretende Nachlässigkeit des
Ausdrucks. Wernekke
Avv. Innocenzo Calderone. Jl Problema dell' Anima. Studio di Pslco-
logia Sperimentale. Palermo 1908, Tip. Giannone e Oosentino
(412 S. 8°, mit dem Bildnis des Verfassers).
Die in einer sizilianischen Zeitung („L'Ora«) veröffentlichten
Aufsätze über Mediumschaft fanden bei den Freunden des Verf.
solchen Beifall, dass sie ihn aufmunterten, seine über das weitere
Gebiet okkulter Erscheinungen ausgedehnten Studien in grösserem
Kreise bekannt zu machen. Dies geschieht in dem vorliegenden,
durch reichet, und wohlgeordneten Inhalt, wie durch klare und ge-
fällige Darstellung ausgezeichneten Buche, welches der Verf. bezeichnender
Weise dem Andenken „dreier teuren Seelen * — seines
Grossvaters, seines Vaters und eines Söhnchens — gewidmet hat,
als Frucht eines Glaubens, der ihn durch unvergängliche Zuneigung
mit ihnen verbindet. Was dem Verf. an persönlicher Erfahrung
abgehen mag, hat er augenscheinlich durch eingehende Lektüre
Ijiteraturberielit.
A. Bücherbesprechungen.
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