Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 686
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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686 Psych. Stadien. XXXV. Jahrg. 11. Heft. (November 1908.)

Kindesmisshandlung dadurch einzuwirken, dass sie die öffentliche
Meinung für diese Dame als ein grosses „Medium" beeinflussten. Ich
wollte nur durch Worte ausdrücken, dass ich persönlich gar keine
andere Erklärung für die auffällige Tatsache finden könnte, dass zu
gleicher Zeit, während welcher der Prozess gegen Frau Dr. Bergmann
vor Gericht schwebte, die Berliner Spiritisten inbezug auf
Intensität und Extensität höchst bemerkenswerte okkultistische
Experimente, selbst in Gegenwart von Kriminalkommissaren
, mit dieser Dame als Medium veranstalteten. Zu
solcher Zeit pflegt man doch nicht Untersuchungen einzuleiten, die
an sich schon grosse Gemütsruhe ei fordern, an die man natürlich
bei aufregenden Gerichtsverhandlungen nicht denken kann! Ich
sprach von „vielleicht* und „wohl", gab also nar meine persönliche
Ansicht über diese für mich und für wohl manche andere Leser
auffällige Tatsache kund. Eine Ansicht aber kann nicht als aus
„Unwahrheit* hervorgegangen, sondern höchstens, wenn sie widerlegt
werden kann, als irrig angesehen werden! Zweitens liegt in
meiner allerdings bestimmten Behauptung, dass die inkriminierte
Dame ihrer Stieftochter gegenüber, um sie zu erschrecken, einmal
künstlich eine Geistererscheinung produziert habe, keine „Unwahrheit
", denn diese „Maskerade* ist selbst von Frau Dr. Bergmann zugegeben
worden! Und drittens ist auch die Behauptung wahr,
dass Frau Dr. Bergmann wegen fortgesetzter Kindesmisshandlung in
zweiter Instanz zu vier Monaten Gefängnis, wie jeder Leser weiss,
verurteilt worden ist! [Ob die dagegen eingelegte Revision Erfolg
hat, muss sich ja erst zeigen! — Red.]

Ob ich zu den „spärlich vorhandenen, wirklich exakten Wissenschaftlern
*, nämlich zu solchen, die für die Wirklichkeit der
Existenz okkulter Phänomene gegenüber einer rein materialistisch
gesinnten offiziellen Wissenschaft eintreten, mich zählen darf, darüber
will ich mit Herrn Dr. Bergmann hier nicht rechten. Jedenfalls
werden gerecht und billig denkende Leser nicht vermuten
wollen, dass ich als ein seit 27 Jahren approbierter wissenschaftlicher
Arzt anders als „ exakt * denken und handeln könnte. Und vom
„blossen Hörensagen* habe ich, wie die Leser einsehen werden,
meine Schilderung „Berliner Vorgänge* nicht entnommen. Micn
trieb dazu vielmehr gerade einzig meine wirklich bewiesene, von
Herrn Dr. Bergmann so schwer verdächtigte „Liebe zur Wahrheit*,
indem ich an die Leser mit den Mahnworten appellierte: schafft
euch ganz einwandfreie Medien, die sich auch nicht einmal einen
„Maskenscherz* mit einem „Geist* bei einer ungeliebten Stieftochter
zu erlauben wagen; denn sonst denkt die materialistisch gesinnte
Welt, dass der ganze Okkultismus samt Spiritismus ein blosser
Humbug ist, mag auch gerade vielleicht diese Frau Dr. Bergmann,
über deren „Mediumität* ich nichts weiss und kein Sterbenswörtlein
geäussert habe, ein ganz bedeutendes oder gar hervorragendes
Medium sein. Das kann ich natürlich nicht ohne gründliche persönliche
Untersuchung wissen. Mit dem „Schmähartikel* in der
„Deutschen Tageszeitung* (derselbe 3tand auch in der „Berliner
Morgenpost*), der sicherlich von Nicht - Okkultisten ausging, hatte
mein Aufsatz [wie die Redaktion gerne bestätigt] auch nicht das
Geringste zu tun. Ich stellte einfach, in Anbetracht der schwierigen
zeitigen Lage des Okkultismus in Deutschland, ideelle Forderungen
an die Eigenschaften der denkenden Spiritisten und an ihre brauchbaren
Medien.

Wilmersdorf-Berlin, Schrammstrasse 8, am 2. X. 1908.

Dr. Bernhard Meissner, prakt. Arzt.

*


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