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688 Psych. Studien. XXXV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1908.)
dem Schreibtisch bereit stehen. Ein phosphoreszierender
Schirm, welcher die Gegenwart von N-Strahlen anzeigt,
würde auf der Rückseite des Stuhles aufgestellt werden
und das Phantom sollte sein Möglichstes tun, den Schirm
zu beleuchten. Nach 10 bis 12 Minuten soll er sich erheben
, gegen die Türe zugehen, uns anblicken und grüssen,
und sich durch die geschlossene Türe zurückziehen.
Am 3. März, abends 9 Uhr war alles bereit zum Empfange
des Pantoms. Anwesend sind zwei Versuchspersonen,
Mme, Lambert und Leontine, ferner Mr. Dubois. Die Doktoren
Pau de Saint- Martin und Haudricourt fnngieren als
Zeugen. Den beiden letzteren ist mitgeteilt, worum es sich
handelt, doch Mr. Dubois und die Versuchspersonen wissen
absolut nichts, wie ich schon erwähnt habe. Wir befinden
uns in Dunkelheit und die Wage ist auf den Tisch gestellt,
um das Gewicht des Phantoms zu konstatieren. Um die
Ausdehnung des Wirkungsfelde^ des erwarteten Phantoms
festzustellen, war ein vorher insolierter phosphoreszierender
Schirm auf der Lehne des Pauteuils befestigt; ein zweiter
ebenfalls insolierter §chirm ist ungefähr einen Meter von
dem Fauteuil entfernt auf dem Kamin plaziert, ein dritter
auf dem Bücherschrank in zwei Meter Entfernung und endlich
zwei Schirme daselbst in einer Entfernung von drei bis
vier Meter.
Ich „dedoubliere" („verdopple") Mme. Lambert; Mr. Dubois
versucht dasselbe bei Leontine. Das Phantom der letzteren
soll als Zeuge der Phänomene dienen, welche ich mit dem
Phantom der Mme. Lambert zu erhalten versuche. Diese ist
im Hintergrund meines Kabinetts; Leontine steht gegen den
Kamin auf der dem Tisch entgegengesetzten Seite. Ich
bitte nun das Phantom der Mme. Lambert, an den Tisch zu
gehen und dort seine Anwesenheit durch Klopfen zu bekunden
; dann solle sie auf die Wage steigen, um das elektrische
Läutewerk in Tätigkeit zu setzen. Um jede Mental-
Suggestion auszuschliessen, richte ich meine Gedanken energisch
auf die Phänomene, welche ich durch das Erscheinen
des Phantoms des Mr. Rousseau erwarte.
Mme. Lambert fühlt sich unbehaglich. Ihr Phantom
geht zwar unter dem Einfluss meines Willens zum Tisch,
aber dort tut es, wie zerstreut, nichts, und kehrt wieder
zurück, ohne dass sich ein Phänomen gezeigt hätte. Bei
Leontine gelingt das „Dedoublement" nur mit Mühe; sie ist
aufgeregt und unruhig und will nichts von dem sehen, was
vorgeht. Auch sie fühlt sich unbehaglich; sie steht; wie sie
sagt, unter einem fremden, unangenehmen Einfluss. der von
keinem der Anwesenden ausgeht. Von 9x/t Uhr ab wird
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