Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 700
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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700 Psych. Studien. XXXV. Jahrg.* 12. Heft. (Dezember 1908.)

wenig bekümmert um uns" sich zurückgezogen hätte, seit
(wie Hölderlin meint) „mit Recht das Trauern begann", —
und ob sie zu „sprechen" und den Menschen sich kund zu
geben heute aufgehört habe? —

Aber enthalten wir uns solcher Fragen und stellen
wir nur fest, dass das „Zeitalter der Erfindungen"
die heutige Menschheit immer mehr zu dem grossen
„Nil admirari"l erzogen hat, das die Naturvorgänge
als fraglose Tatsachen hinnimmt. Wenn im 18. Jahrhundert
das Erdbeben von Lissabon nicht nur auf die
Philosophie einen umwälzenden Einfluss ausgeübt, sondern
die Weltanschauung der ganzen gebildeten Welt erschüttert
hat, so lassen uns heute die Nachrichten über
solche Ereignisse fast so kalt wie das Blatt Papier, aus
dem wir sie erfahren, und je mehr wir täglich von dem
Getöse sich drängender Naturäusserungen hören, um so
weniger reagieren wir darauf. Stellt man den aeronautischen
Umwälzungen die Erfindung der Dampfmaschine an die
Seite oder gar die Umwandlung, welche die menschliche
Seele durch die Entdeckung des Kopernikus erfuhr, so ist
dabei doch zu beachten, dass die Zunahme der Erfindungen
nicht im-gleichen Verhältnis steht zu der Stärke des Eindrucks
, den sie auf das Seelenleben der Menschen ausüben
Seit wir uns gewöhnt haben, das Telephon mit selbstverständlichstem
Gleichmut ans Ohr zu halten, — seit jedes
Kind die erstaunlichsten Naturüberlistungen hinnimmt wie
sein Spielzeug: seitdem überschreiten auch die epochemachendsten
Entdeckungen nicht mehr den Grad eines gewissen
Eindrucks der Verwunderung. Und so schnell wir
das Bild der am Himmel dahinsausenden Luftungetüme in
unseren Erfahrungshaushalt einreihen, so wenig wird auch
z. B. bei der Erfindung eines planetenverbindenden „Raumschiffes
" mehr von einem aufwühlend mächtigen Einfluss
auf die Seele der Menschheit die Rede sein.

UeberaU hören wir heute von der gewaltigen Epoche,
die mit zu erleben uns vergönnt sei, und es liegt mir fern
genug, die Begeisterung durch kleinliche Betrachtungen
dämpfen zu wollen. Aber worin besteht denn (so frage ich)
die epochale Umwandlung, der unerhörte Einfluss auf unsere
Kultur? Wenn wir von „ Fortschritt" reden, so
kommt es vor allem auf die Definition dieses Begriffes an.
Verstehen wir unter Portschritt die grössere Differenzierung
der Mittel zum Kampf ums Dasein, so ist vielleicht kein
solches Mittel den neuen Luftfahrzeugen zu vergleichen.
Oder ist Fortschritt die weiterschreitende Zunahme der
Kultursumme, die Masse, welche eine Generation der anderen


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