Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 701
(PDF, 215 MB)
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Eick: Religion und Luftschiffahrt. 701

tibergibt, die Grösse der ganzen Maschine ohne Rücksicht
auf die Bildung des Einzelnen, auf das Wachstum der
Individuen, auf die Bedeutung der Teile: so wird die Geschichte
ebenfalls das Zeitalter der Luftschifffahrt als hervorragende
Epoche registrieren. Definieren wir aber den
Fortschritt nach dem Maass der G1 ü c k s zunähme, nach
der Vertiefung und Seelenbildung des Einzelmenschen oder
gar nach dem Grade seines Einblickes in metaphysische
Welten, der Fülle seiner Religion: dann bleibt doch sehr
abzuwarten, welchen Wert wir den Luftschifferfindungen zuerkennen
dürfen! Werden etwa die Menschen edler, tiefer,
glücklicher? Ein wunderliches Ansinnen (meint man),
solche Anforderungen an die Aeronautik zu steilen! Wohl,
nur rede man nicht von „umwälzender Epoche'*, von neuer
Periode der Weltgeschichte, von Höhe der Kultur! Vor
der Einbildung einer Kulturhöhe hat ja schon der „Unzeit-
gemässe" damals gewarnt, als man mit der Gründung eines
Deutschen Kaiserreiches und einem politischen Siege den
Aufschwung menschlicher Bildung zu dokumentieren vermeinte
. Und was aus der Hoffnung auf künstlerische, politische
und seelische Vollkommenheit geworden ist, darüber
sind sich selbst die Gelehrten nicht ganz einig! —

Was die Wirkung der heutigen Erfindung auf die Seelenanlage
der Menschen betrifft, so könnte man vielleicht folgern,
dass das Erlebnis solcher Luftbeherrschung die Form der seelischen
Spannungsweite, die Wurf höhe des Geistes, die Möglichkeiten
der Phantasievorstellung vergrössern und steigern
würde. Gleichwohl ist, was in solchem Sinne von der
kopernikaniscben Dezentralisation des Menschen galt, heute
nicht mehr in gleichem Masse möglich, nachdem eben die
Keiz8tärke und Wirkung der Erfindungen und Entdeckungen
abgenommen hat. Das lenkbare Luftschiff ist nur eine
der vielen gleichartigen Tatsachen und der Meilensteine auf
dem geraden Wege „nach oben", und dieser Weg mag
irgendwohin führen: nur nicht in die Tiefen „weltbewegenden
" Seelenlebens. Denn wie sehr auch die Luftschiffahrt
in die ,,Welt" zivilisatorischer Nützlichkeitssphären und politischer
Machtgebiete eingreifen mag: — wie wenig die
Welt davon berührt und bewegt wird, das wird nur der
eingestehen, der den Seelenstrom des Geschehens tief unter
dem heutigen Kulturgetöse rauschen hört.

Ich bin, wie gesagt, weit davon entfernt, die ruhmvolle
Grösse des erfindungsreichen, tapferen und eisen beharrlichen
Grafen (— auf den man nur nicht das missverständliche
Wort „Genie" anwenden sollte! —) auch nur anzurühren
. Aber wer versteht, dass der Anblick des leuch-


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