Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 717
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0732
Reich: Philosophie und was dazu gehört. 717

Erkenntnis leitet, fliessen aus allen Wissenschaften ohne
Ausnahme, nicht bloss aus Naturkunde, ferner aus Geschichte
und Erfahrung.

Philosophie oder Weltweisheit hat von jeher die meisten
gebildeten Menschen schon bei Nennung des Namens mit
Ehrfurcht erfüllt; es gab jedoch zu allen Zeiten sowohl
einzelne, als Gruppen, welche laut auflachten, wenn von
Philosophie und Meistern der Weltweisheit gesprochen
wurde. Verdienen Weltweise und deren Arbeit Achtung
oder Verachtung? Dieser Frage Beantwortung hängt von
mancherlei Umständen ab, und zwar von den Philosophen
und von ihren Beurteilern. Der vorzüglichste Weltweise,
unter Afterweise geratend, pflegt in einer Art kritisiert zu
werden, die aus ihm ein Ungeheuer macht; und von derselben
8orte gesitteter Blasenköpfe wird der elendeste
Philosophaster als Matador erklärt Man unterdrückt den
wirklichen Denker und Leiter, um den falschen empor zu
heben und seinem Wahnsinn oder Blödsinn die Schaubühne
der Jahrhunderte, oder wenigstens des Zeitabschnitts, zu
eröffnen. Dass hierbei Geld, Eitelkeit, Ruhm- und Herrschsucht
sehr bedeutend mitspielen, bedarf nicht der Versicherung
; ohne diese wären die meisten berühmten Philosophen
hübsch unberühmte Menschentiere an kleinen Schulen
geblieben.

Nun, zur Bestimmung des Wertes der Philosophie und
weltweisen Personen gehört mancherlei, welches bei höherem
und niederem Janhagel nicht anzutreffen ist; nämlich Erleuchtung
und Wohlwollen, Sach- und Weltkenntnis, Freiheit
von Vorurteil. Abwesenheit von Hochmut, von Sklavensinn
und Bedientenhaftigkeit, endlich die Kunst, zu wissen,
was möglich und unmöglich ist. Darum wollen Leute,
welche diesen Anforderungen nicht entsprechen, das Beurteilen
von Philosophie und weltweisen Personen gefälligst
unterlassen. Jeder wirkliche Denker muss aus sich selbst
herausgehen und einen Standpunkt ausserhalb der Erscheinung
gewinnen; derjenige nun, welcher auf den Richter-
stuhi der Kritik sich setzt, muss desgleichen tun, sonst ist
er der erbarmenswürdigste aller Kritiker. Da nun, wie
die Erfahrung lehrt, sehr wenige urteilsfähig sind, die
meisten aber darauf versessen sind, das grosse Wort zu
führen und dem Nächsten den Wurm aus der Nase zu
ziehen, so erscheint auf dem Theater der Kritik eine Garde,
vor der jedes rechtschaffene Menschenkind auf der Hut sein
muss, um nicht angebissen zu werden.

Durch solche jammervolle Beurteiler kam Philosophie
in Misskredit, Philosophasterei zur Herrschaft, wenn man


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0732