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722 Psych. Studien. XXXV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1908.)
der ganzen Summe seiner Schöpfungen, ist erbärmlich und
hat Roheit, Unkunde, Neid und dergleichen pestende
Tugenden zur Veranlassung. Jedes wirklichen Philosophen
Werke haben Feuerfestes und Feuerflüchtiges. Nun, freuet
euch des ersteren und lasset getrost das letztere entweichen!
Das Buch von Eugen Heinrich Schmitt erregt grosses
Interesse und verdient genaueste Beachtung, aufmerksames
Studium; es ist eines der besten kritischen Werke auf dem
Gebiete der Philosophie und vermeidet die falschen Wege
vieler seiner Vorgänger; es „schickt sich an, eines der
grössten Rätsel der Weltgeschichte, vielleicht das grösste:
die Philosophie zu entziffern" und beweist auf jedem Blatte
den vollen Ernst seines Strebens. Inwieweit der Autor zur
Verwirklichung seiner Ideale gelangte, wird dem sachkundigen
Leser des Werkes in jedem einzelnen Hauptstück
klar. Das Buch verhandelt seinen Gegenstand in einem
grundlegenden und in einem geschichtlichen Teil; in jenem
werden zur Sprache gebracht: „Ursprung der Philosophie",
„Wie ist Naturerkenntnis möglich?", „Wie ist Mathematik
auf organischer .Funktionsgrundlage möglich „Das Labyrinth
der Begriffsfunktionen und der Irrgarten der Philosophie
", „Kritik des transcendentalen Realismus von Eduard
von Hartmann", „Universale Bewusstseinsformen als überkosmische
Funktionen", „Zur Methode des Erkennens". Und
im geschichtlichen Teil: „Thaies, Anaximander, Herakleitos
von Ephesus, die Eleaten, die Materialisten, Anaxagoras,
Empedokles, Pythagoras, die Sophisten, Sokraies, Piaton,
Aristoteles, die antike Gnosis, die JSTeuplatoniker, das Mittelalter
, Nikolaus von Cusa, Giordano Bruno, Descartes, Spinoza,
Berkeley, Leibnitz, Kant, Johann Gottlieb Fichte, Schelling,
Hegel, die sensualistische Reaktion der Moderne, Eduard
von ffartmannu. — Das Werk von Schmitt bekundet, dass
sein Autor zu den wirklichen Philosophen gehöre und bei
seinen Forschungen und Ueberlegungen Vorurteil nach
besten Kräften ausschliesse, die Augen richtig öffne und
vor logischer Konsequenz nicht bange sei, Gerechtigkeit
erstrebe und seinen Horizont nicht trüben lasse. So ist die
Art der echten und rechten Weltweisen. Darum sei auch
das Buch des wackern Autors empfohlen. Dass ich nicht
jederzeit seiner Ansicht bin, halte ich für Nebensache.
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