Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 723
(PDF, 215 MB)
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Reinke: Der heutige Stand der Abstammungslehre. 723

Der heutige Stand der Abstammungslehre*

Von Professor Dr. JF. Reinke.

(Schluss von Seite 656.)

Die Vertreter der Behauptung, dass der Mensch sich
vom Stamme der Menschenaffen (Gorilla, Schimpanse, Gibbon
) abgezweigt haben, stützen sich einseitig auf die körperliche
Aehnlichkeit. Da kommt zunächst die äussere Gestalt
in Betracht, wiewohl der Kritiker schon hierbei an sehr
erheblichen Verschiedenheiten, z. B. der Hände und Füsse,
Anstoss nimmt. Neuerdings hat man die interessante Entdeckung
gemacht, dass gewisse chemische Eigenschaften
dem Blute des Menschen und der Menschenaffen gemeinsam
sind, die schon bei den übrigen Affen und allen anderen
Säugetieren fehlen. Auch dies ist eine körperliche Aehnlichkeit
, die indes bei weitem nicht ausreicht, um eine
Stammesgemeinschaft zu beweisen. Phanstasten sind
freilich sehr schnell mit dem Wort Beweis bei der Hand!
Mir scheint immer noch die weitgehende Uebereinstimmung
im Bau des Gehirns, soweit er erkennbar ist, beim Menschen
und den höheren Säugetieren die grösste oder wichtigste
körperliche Aehnlichkeit zwischen beiden dazustellen. Aber
wenn wir auch eine weitgehende Uebereinstimmung an
Grösse und Bau tierischer und menschlicher Hirne, jener
körperlichen Träger der seelischen Eigenschaften, einräumen;
welchen himmelweiten Unterschied zeigen nicht die seelischen
Eigenschaften des Menschen und die der höchstorganisierten
Säugetiere! Fürwahr ein Unterschied, der den zwischen einer
Geige von Stradivari und einer Geige, die ein dreijähriger
Knabe als Spielzeug erhält, weit hinter sich lässt.

Für mich besteht ein fundamentaler Unterschied
zwischen der Seele des Menschen und der Seele des Tieres,
ein Unterschied, den keine Dialektik und keine Hypothese
auch nur zu vermindern weiss, da er unendlich gross ist.
Die Feststellung des Unterschiedes und der Uebereinstimmung
zwischen Mensch und Tier ist wohl eine naturwissenschaftliche
, doch keine körperlich-formale (morphologische),
sondern eine psychologische Aufgabe. Ich rechne allerdings
nicht nur die Seele des Tieres, sondern auch den Geist des
Menschen zur Natur, weil der Geist sich in der individuellen
Entwickelung des Menschen an seiner körperlichen Unterlage
entwickelt hat, wie die Blüte einer Hyazinthe aus der
Zwiebel hervorsprosst.

Das Wunder des logisch denkenden Geistes und seiner
Verkörperung in der Sprache unterscheidet den Menschen


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