Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 724
(PDF, 215 MB)
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724 Psych. Studien. XXXV. Jahrg. 12. Heft (Dezember 1908.)

absolut von allen Tieren. Die Entstehung des Geistes und
der Logik an einem materiellen System ist für uns ein
„Wunder", das wir hinnehmen müssen, wie das Wunder der
Entstehung des ersten Lebens, Beide Wunder sind Tatsachen
, und wenn man das \ron der Sprache geprägte Wort
„Wunder" in diesem Sinne handhabt, sollte auch der Naturforscher
aufhören, davor graulich zu weiden.

Kein Tier besitzt eine der menschlichen Geschichte vergleichbare
Spezialgeschichte. Kein Tier besitzt ausser den
automatisch gehandhabten ererbten Instinkten eine Kunst;
nicht einmal einfache Werkzeuge, nicht das Feuer hat ein
Tier in seinen Dienst zu stellen vermocht. Gewiss hat das
Tier manche seelische Eigenschaften, die mit menschlicher
Intelligenz Aehnlichkeit besitzen; aber, wie namentlich E.
Wasmann in einem verdienstvollen Buche*) auf das klarste
gezeigt hat, kann von einer Identität zwischen den seelischen
Eigenschaften des Menschen und der Tiere keine Rede sein.
Wohl haben die Tiere ein Assoziationsvermögen für Vorstellungen
, das sie befähigt, Erfahrungen zu sammeln, wie
ihnen auch feine Beobachtung und Gedächtnis nicht abzusprechen
sind. Allein ihre Schlüsse sind unwillkürlich, nicht
beabsichtigt wie die des Menschen, und ein Abstraktionsvermögen
, die Grundlage logischen Denkens, l&sst sich für
Tiere nicht nachweisen. Bestände eine wirkliche geistige
Uebereinstimmung zwischen Tier und Mensch, und es gäbe
keine anderen Tiere als Fische, ich würde kein Bedenken
tragen, den Menschen und die Tiere für wesensgleich zu
halten. Die äussere Gestalt ist mir ein verschwindend geringes
Moment im Vergleich zu den Eigenschaften der
Seele.

Gewiss ist das Tier keine seelenlose Maschine, wofür
der Materialismus ja auch den Menschen ausgeben möchte;
und, wie die Sprache des Menschen, sind offenbar auch die
Laute der Tiere ein angemessener Ausdruck für ihre Seelenstimmung
. Doch schon das Erkenntnisvermögen des Tieres
ist ein bloss sinnliches, kein geistiges, während der Mensch
über beides, über sinnliches und geistiges Erkenntnisvermögen
, verfügt. Den Tieren fehlen alle Elemente begrifflichen
Denkens. Darum rechnet Wasmann alle sinnliche Erfahrung
und alle sinnlichen Vorstellungs-Verbindungen der
Tiere zum Instinkt im Gegensatz zur Intelligenz des Menschen
. Dass der Mensch neben seiner Intelligenz auch Instinkte
an den Tag legt, dürfte bekannt genug sein; es ge-

*) E. Wasmann, „Instinkt und Intelligenz im Tierreich,"
3. Auflage.


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