Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 741
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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Kurze Notizen.

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band aber heisst neulateinisch braciatellum, daher französisch
bracelet und deutsch Bretzel. Ringe aus ßronce
fungierten in vorgeschichtlicher Zeit als Geld, und bares
Geld dem Toten mitzugeben, war zwar religiös, aber auch
für die Erben oft bitter. Früh taucht daher die Sitte
auf, den Toten durch Surrogate abzufinden, an Stelle
eines Tieres eine Nachbildung aus Ton oder Metall,
an Stelle eines Menschen sein Kopfhaar, bei Frauen
also Zöpfe zu opfern. Jahrhundertelange religiöse Kämpfe
mag es gekostet haben, bis man soweit war, die toten
Seelen mit gebackenen Zöpfen und Armbändern zu
befriedigen. Bretzeln werden vornehmlich in der Fastenzeit
, am Allerseelentage und überhaupt zu Terminen gebacken
, deren Zusammenhang mit uralt - heidnischem
Seelenkult unzweifelhaft ist. Zu Allerheiligen kommt in
dor Dachauer Gegend aus jedem Bauernhaus ein „Seelenzopf
" genanntes Gebäck als Spende in die Kirche. Die
Totenspeisen wurden im Laufe der Jahrtausende zu
Spenden an die Kinder, Paten und Armen. So empfangen
im württembergischen Krailsheim die Kinder am
Allerseelentage aus einer Stiftung eine Semmel mit abgestempeltem
„Seelenzopf1 und die Spende heisst „Seele".
An den ehemaligen Seelenkult erinnern auch die bleiche
bleiche Farbe der Gebäcke und die ßestreuung mit Salz,
Sesam, Mohn. Die christliche Fastenzeit, als eine mit
Enthaltung von Speise verbundene Trauer und Busszeit,
hatte schon eine Vorgängerin bei den alten Germanen.
Fasten hängt mit Fest zusammen und bedeutete wohl
feste Bindung an den Genuss der Festspeisen, die zuerst
den Seelen geistern vorgesetzt wurden. Nach dem
Fasten begann das, was uns heute ein Fest kennzeichnet:
fröhliches Essen und Trinken, welch letzteres auch heute
noch bei gebackenen Zöpfen und Armringen mundet.
(Aus der Beilage zur „Allgem. Zeitg." Nr. 111, München,
13. Mai v. J.)


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