http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0758
Literaturbericht, 743
schaftlichem Ergebnis, zwischen zweckmässiger, aber zweifelhafter Annahme
und notwendiger Voraussetzung, zwischen frei schweifender
metaphysischer Phantasie und wissenschaftlichem Verstände nicht
finden und ziehen können. Der Verf. erwartet den nächsten Fortschritt
auf diesem Gebiete nur von einem Mathematiker, nicht von
einem Philosophen, und weist schliesslich auf Kant hin, der auch
zu den Grundfragen der Ethik und Religion Stellung genommen
hat. Die Lektüre dieser Schrifc kann sehr empfohlen werden. Sie
wirkt anregend.
Von demselben Verf. und in gleichem Verlage ist erschienen: Naturwissenschaft
und Monismus. 86 S. 8°. Preis 1 M.
Unter Besprechung des biblischen Schöpfungsberichtes} der
Hauptlehren Christi und einiger Zitate Goethe's wird nachgewiesen,
dass der Monismus BaeckeVa als philosophisches System auf falschem
Verstehen der Aufgaben der Philosophie beruht und das Aermlichste
ist, was als Weltanschauung dem denkenden Menschen geboten
werden kann. fVienhold.
Die Erkenntnis der bunten Einfalt. Verlag von Oesterheld & Co. Berlin
1908. Preis M 6.50, geb 8 M.
Zweifellos das Werk eines echten Mystikers! Wer für die Gedankengänge
eines solchen Verständnis und innere Neigung besitzt,
der nehme dies Buch zur Hand. Es wird zweifellos seine Erkenntnis
vertiefen und sein sittliches Streben läutern. — Warum freilich
der ungenannte Verf. dieses „grundlegenden Erkenntnisbuches" —
als welches der Verleger dies umfangreiche Werk bezeichnet, —
seine Gedanken nicht „einfältiger", d. h. klarer und bestimmter
vorträgt, und warum er sich nicht etw<*s kürzer gefasst hat, das
bleibt in der heutigen Zeit schwer verständlich. Die heutige Zeit
stellt eben doch Anforderungen, denen auch der Mystiker Rechnung
tragen muss. Deinhard.
Rätsel des Seelenlebens von Camilte Flammarion, Direktor der Sternwarte
zu Juvisy-Paris. Autorisierte Uebersetzung von Gustav Met/-
rink (München). Verlegt im Jahre 1909 bei Julius Boflmann m
Stuttgart. XX u. 428 S. 8*. Preis 5 M., geb. 6 M.
Der rührige Verlag, in welchem das andere Hauptwerk des
seit seinem 19. Jahr die okkulten Phänomene studierenden berühmten
Pariser Astronomen „Unbekannte Naturkräfte"
{zum Preis von 5 M., geb. 6 M.) bereits vor kurzem in vorzüglicher
deutscher Uebersetzung erschienen ist, hat sich durch die Veröffentlichung
dieses neuen, sich schon durch sein hübsches äusseres Gewand
vorteilhaft präsentierenden Uebersetzungswerkes ein unbestreitbares
Verdienst um die Förderung des Interesses für metapsychische
Fragen beim deutschen Lesepublikum erworben. Die
Höhe der Auflage, welche das französische Originalwerk unter dem
Titel: „LTnconnu* bisher erlebte — 20000 Exemglare seit 1900 —
ist für den Verf. und unsere Sache ebenso erfreulich, als im Vergleich
zum Absatz derartiger Bücher in Deutschland für uns beschämend
. Mit Recht betont der gewandte Herr Uebersetzer im
Vorwort, dass die in diesem hervorragenden Buche festgenagelten
und erzählten Vorkommnisse und Tatsachen nicht das Wichtigste
sind, sondern vielmehr die Schlüsse, die sich aus ihnen hinsichtlich
der Existenz von im Menschen schlummernden gewaltigen Kräften
ziehen lassen. „Gymnasiastenton*, sagt er, „herrscht als Weltanschauung
und das Familien blatt hat neben dem beliebten Rebus
eine — Welträtselecke. Hat ein Gelehrter den Mut, den meta-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0758