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KUnckowstroem: Stellungnahme zu den Experimenten Kitter's. 37
lichkeit fürs erste, wie sie angegeben worden, (— denn
unter guter Leitung könnte und müßte sie zu viel höherem
Grade gelangen —) nach eigenen Versuchen mit ihm zu
Protokoll nehmen; falls dieses Protokoll den von ihm eingegangenen
Berichten gemäß ausfiele, den seltenen Mann für
einen längeren Aufenthalt zu umständlicheren Versuchen
mit ihm nach München nehmen, und ihn unter den Augen
der erlauchtesten Richter, vor allem der Regierung selbst,
die Proben seiner seltenen Eigenschaften ablegen lassen.
Dieser Garantie, meinte er, würden alle Gelehrten Europas
huldigen. Die Versuche mit Campetti sollten zur Entdeckung
mehrerer in München wohnender, mehr oder minder
ähnlich organisierter Personen führen, sobald nur einmal
das Faktum völlig ehrlich gemacht sein würde. Campetti
selbst gedachte er bald zu extremisieren, d. i. auf Metalle
selbst und in Quellen treten zu lassen. Dressieren wollte
er ihn, mit dem Zitterrochen zusammenbringen, usw.
Mit dem gewohnten flammenden Eifer für Wissenschaft
entwickelte der Redner den hohen Wert, den er in
die seltene Reizbarkeit und Empfindlichkeit Campetti's
und in die glücklichen Erfolge der Versuche mit ihm legen
zu müssen glaubte, — die für Physik und Physiologie überschwenglich
fruchtbaren Corollarien, die sich daraus ergäben
, — das Licht, das jiiese Erscheinungen, verbunden
mit denen der Wünschelrute, des Pendels, des Balanciers
über Galvanismus und Elektrizität, und diese hinwieder
über die so ungerecht berüchtigte Rhabdomantie und die
„elettrometria sotterana", verbreiten müßten.
Denn „wirklich", sagte er, „ist es nicht Faktum, daß
die Wünschelrute noch allen schlug, welche Campetti's
Eigenschaften besaßen ? tt
Kühne, große und scharfsinnige Ansichten ließen sich
von dem Redner erwarten.
Daß in den Körpern der anorganischen Natur die
Kräfte der organischen wie in Fesseln geschlagen ruhen *)
*) In der Abhandlung über Versuche mit der mimosa pudica
UDenkschriften der K. Akad. d. W., München 1811') findet sich S.
329 der gleiche Gedanke: „. . . Ueberhaupt kann dem wahren Gelehrten
die Kenntnis allgemeiner Gesetze in bloßen Teilen des von
ihm beherrschten Gebietes nie völlig genügen, weil diese Gesetze
damit selbst so leicht das Ansehen einer bloßen Sonderbarkeit bekommen
und behalten, die immer noch einen geheimen Verdacht
gegen sie übrig läßt. Daher habe ich schon in dieser Abhandlung
(— E. wollte diesen Gegenstand später noch weiter ausarbeiten —)
die Phänomene vegetabilischer Erregbarkeit möglichst durchgängig
in Parallele mit den durch gleiche Ursache hervorgerufenen
ähnlichen der animalischen abhandeln mögen. Und daher
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