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68 Psychische Studien. XXXVJ. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1909.)
Linnen, es ist weiß, es ist ein Taschentuch/ Nachdem ich
den linken Arm heruntergenommen und das Taschentuch
entfernt habe, hebe ich den rechten Arm der Person und
drücke ihr ein kleines Buch in die Hand. »Der „Double"
hebt den rechten Arm* fährt sie fort, „ und hat einen Gegenstand
in der Hand; es ist ein Buch."
Mr. Durville weist darauf hin, daß die Gegenstände,
welche die Versuchspersonen in den Händen haben, in der
Hand des „Double" bald sichtbar, bald unsichtbar sind. Es
wird hierbei an die Lehrerin in Riga erinnert. Diese saß
im ,,D£doublementtt am Tisch beim Essen; alle ihre
Schülerinnen sahen, wie das Phantom alle Bewegungen der
Entdoppelten mitmachte; aber während die Hände der
letzteren Messer, Löffel und Gabel führten, waren die Hände
des Phantoms leer! Andererseits hat man bemerkt, daß
die Phantome stets die Gegenstände oder Werkzeuge tragen,
deren sich ihr Besitzer gewöhnlich bedient.
Wenn man die Versuchsperson zur Erzielung einer
stärkeren Verdichtung des Phantoms noch länger magneti-
siert, so kann sich letzteres entfernen; seine Gestalt nimmt
dannn mitunter einen Ausdruek an, welcher sich merklich
von jenem der Person unterscheidet; das Phantom ahmt die
Bewegungen nicht mehr nach und wird mehr und mehr befähigt
, die Phänomene zu erzeugen, von welchen in nachstehendem
die Rede sein soll. Allerdings ist diese Befähigung
stets an einige wesentliche Bedingungen gebunden.
Vor allem muß das Phantom die nötige Kraft hierzu haben
und auch wollen, denn da es die Fähigkeit zu denken, zu
wollen, zu urteilen, kurz alles, was die Individualität der
Person ausmacht, mit sich nimmt, wird das Phantom der
ausschließliche Sitz des Bewußtseins. Anfangs sind die
meisten Phantome schwerfällig, ungeschickt und ändern
ihren Platz nur schwer. Als das Phantom Nenette's von
einem Zimmer in das andere ging, stieß sie mit den Armen
und Schultern beim Durchschreiten der weitgeöffneten Türen
an, worüber sich die Versuchsperson jedesmal bitter beklagte
. Sobald jemand an der Türe stand, wollte es nicht
durchgehen, da es nicht genug Baum hierzu fand. Um
diese Unannehmlichkeiten zu vermeiden, ersuchte man das
Phantom, durch die Mauern zu gehen, und so schwer es
mit Hinsicht auf das eben Gesagte zu begreifen ist, das
Phantom ging hindurch, wie alle anderen ohne Schwierigkeit
. Das Phantom EdmeVs, obwohl sehr lebhaft und sich
leicht bewegend, war nicht geschickter. Wenn man sich
einige Augenblicke nicht mit ihm angelegentlich beschäftigte
, verließ das Phantom seinen Platz, begab sich zu den
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