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Peter: Experimental-Untersuchungen über Phantome Lebender. 69
Anwesenden, welche ihm am sympathischsten waren und
blieb dort, während man es anderswo suchte. Als man es
zwingen wollte, an seinem Platz zu bleiben, schwebte es
senkrecht in die Höhe, auf- und niedersteigend. Oft stieß
das Phantom mit dem Kopfe heftig an die Zimmerdecke,
so daß die Versuchsperson sich beklagte und die Hände
über ihren Kopf hielt. Diese Schwerfälligkeit und Ungeschicklichkeit
verschwinden aber rasch, je öfter man die
Experimente wiederholt und je mehr sich die Phantome
gewöhnen, außerhalb des physischen Körpers aufzutreten.
Das Phantom „geht" nicht, wenigstens hat weder
eine Versuchsperson, noch eine der Sensitiven, welche die
geringsten Bewegungen des Phantoms sehen, bemerkt, daß
das Phantom ein Bein vor das andere setzt: es gleitet über
den Boden. Die Beine sind übrigens kaum gebildet*) und
der größte Teil der Beweglichkeit und Tätigkeit ist auf
den Oberkörper lokalisiert. Obgleich das Phantom seine
Willensfreiheit behält, gehorcht es doch in weitgehendem
Maße dem Willen des Experimentators. Es gehorcht auch
dem Willen der Versuchsperson, der ja sein eigener ist.
Dennoch gehorchte das Phantom Leontine's ihr nicht. Ich
bitte z. B. Leontine, ihr Phantom zu veranlassen, sich auf den
oder jenen Stuhl zu setzen; sie sagt, sie gebe sich alle
Mühe, aber das Phantom wolle nicht verstehen. Sobald ich
selbst aber meinen Willen äußere, geht das Phantom sofort
dahin. [NB.! — ßed.]
Zur Bildung des Phantoms gehen Ausströmungen
(Effluvien) aus allen Körperteilen der Versuchsperson, besonders
aus der Stirne, dem Scheitel des Hauptes, aus
dem Halse, aus der Gegend des Unterleibs und auch der
Milz. Dieses Ausströmen ist, wenigstens bei den ersten
Versuchen der Entdoppelung, mit unangenehmen Empfindungen
für die Versuchsperson verbunden, die sich in gewissen
Fällen bis -zum Schmerz steigern; die Person klagt
dann über Kopfschmerzen; so ist es bei Edm£e u. Mme.
Franeois; andere haben einen Kitzel im Halse, der sie zum
Husten wingt, ohne daß sie erkältet sind, so z. B. bei
Leontine und auch bei Edmee. Diese Unannehmlichkeiten
verschwinden aber bald und am Ende der Sitzung befindet
sich die Versuchsperson immer im besten Wohlsein. Unabhängig
von der fluidalen Materie, welche die Versuchsperson
abgibt, wird die Materie beständig ergänzt durch
jene, welche der Magnetiseur während des Magnetisierens
*) Das Gleiche wird bekanntlich immer wieder von den
(i eiste i phantomen behauptet. P.
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