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Bossberg: Okkultismus und Taschenspielerei. 103
entferntesten Orte desselben, zu hören vermochte. Sodann
entspann sieh ein Zwiegespräch zwischen dem Dekan und
den Geistern, oder wenigstens einem Geiste; dieser erteilte
höchst sinnige und weise Antworten auf die von dem Dekan
gestellten wissenschaftlichen Fragen. Allerdings
konnten die Antworten nur vermittels eines »ja * oder
„nein* erfolgen. Der Geist jedoch, welcher die Antworten
erteilte, wollte niemand Geringeres sein als Franklin, übrigens
handelte es sich weniger darum, den Scharfsinn der
Geister auf die Probe zu stellen, als die elektrische Theorie
der „raps" (Klopftöne) zu bestätigen, — eine Theorie, die
den beiden Fräulein Fox, wie überhaupt den Medien eine
ähnliche Fähigkeit zuschreibt, wie die des Zitteraals. Man
isolierte die Medien sodann, indem man sie auf Glasschemeln
Platz zu nehmen bat, und trotzdem ließen sich die Geräusche
wie vordem vernehmen.* . . .
Noch eine andere unrichtige Darstellung des Sachverhaltes
, die ich auf das Konto der „ ErinnerungslückenÄ
setze, konstatierte ich im Schlußwort des Gelehrten. Warum
sollten auch allem wir Okkultisten solchen Fehlern
unterliegen? Also: Vor einigen Jahren habe er den Bericht
eines englischen Geistlichen über eine Materialisation
gelesen, der wirklich allen Anforderungen der Wissenschaft
entsprach. Er, Redner, sei für den Augenblick in der Tat
ganz frappiert gewesen. "'(Folgt Beschreibung des Vorganges
.) Nach einiger Zeit sei ihm aber ein Bericht zugekommen
, nach welchem es einem Taschenspieler gelungen
sei, das Phänomen in allen Einzelheiten nachzuahmen. Herr
Prof. Dessoir spielte damit auf die Affäre des Archidiakons
Colley mit Maskelyne an.*) Es ist doch aber sogar durch
Gerichtsurteil in dem Falle festgestellt, daß die Nachahmung
Maskelyne's eben nicht mit der Beobachtung Colley's
übereinstimmte, indem Mr. Maskelyne die besonders schwierige
Dematerialisation einfach dadurch sich ersparte, daß er
den Vorhang herunterließ. Die ganze Affäre ist doch auch
in deutschen Journalen ausführlich dargestellt worden.
Sollte die genaue Sachlage Herrn Prof. Dessoir wirklich
unbekannt geblieben sein? Wir dürfen wohl dagegen
protestieren, daß man einem interessierten Publikum spiritistische
Tatsachen an den maßgebenden Punkten entstellt
vorträgt. —
Obwohl ich also Herrn Professor Dessoir in sehr vielem
zustimmen muß, so habe ich doch nicht den Eindruck
*) Vgl. „Psych. Stud.» 1907, 8. 676 ff.: „Der Prozeß des Archi-
diakon Colley11 von Josef Peter. — Eed.
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