Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 108
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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108 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1909.)

Humbug erklärte, weil es unfähig war, es zu verstehen, und das
die heutige Wissenschaf t anerkennen muß, nachdem es ihr gelungen
ist, einen Teil des Schleiers zu lüften, der das Geheimnis
der Wechselwirkung zwischen Körper und Seele deckt.*)

Eine für Medien
wichtige Gerichtsentscheidung:

erfolgte in der zweiten Dezemberwoche vorigen Jahres
in einem Spiritistenprozesse, der vor dem Glatzer Landgericht
geführt wurde. Der „Geist" brachte nach dem
Bericht des „ Breslauer Gen. -Anz." vom 11. XII. 08
nicht nur die Kunde von Verstorbenen aus dem Jenseits,
er warf sich sogar zum Tadler irdischer Mißstände auf.
Angeklagt war eine Frau Winter, die als spiritistisches
Medium in ihrer Heimat berühmt ist. Sie lebt in Gläsen-

*) Wer auch nur das von C.amille Flammarion in
seinem jetzt auch in deutscher Übersetzung (vgl. unsere Besprechung
im Dez.-Heft S. 743) vorliegenden Werke „L'Inconnu*
(rRätsel des Seelenlebens*) gesammelte und exakt wissenschaftlich
gesichtete Tatsachenmaterial über Hellsehen, Vorahnung
im Traume und Voraussehen der Zukunft kennt und gewissenhaft
prüft, k <nn obigem summarisch absprechenden Urteil des
gelehrten Herrn Professors in dieser Allgemeinheit unmöglich
beipflichten. Schon nach den Grundsätzen der reinen Wahrschein-
lichkeitsberechnung ist hierbei die Annahme bloß zufälliger Koinzidenz
so gut wie ausgeschlossen. Auch ein Einsender in Nr. 561
der ?Tägl. Bundschau* (5. Beilage vom 29. Nov. v. J.), Fr. Lienhard,
bezeichnet es mit Recht als eine Pflicht unserer Deutschen Wissenschaft
, derartige durch das uns wahrscheinlich in vielen geistigen und
staatlichen Leistungen kongeniale Altertum und das „finstere Mittelalter
" mit seiner staunenswerten Energie-Entfaltung sich hindurchziehende
mystische Erscheinungen unbefangen zu untersuchen
und mit Beiseitelassen des üblichen spöttelnden Skeptizismus sachlich
festzustellen. Überall sei „hierbei die Empfindung im
Hintergrunde tätig, daß im Geschehen der Völker, gleichsam im
Blutumlauf der Menschheit, ein „geheimes Gesetz* walten müsse,*
jene Gesetzmäßigkeit, welche der unspekulative, aber feinsinnige
Goethe schon bei den Pflanzen suchte und die der Astronom in
der Berechnung der Kometen bestätigt. „ Der Okkultismus ist eine
Form des uralten Idealismus, die dem Heidentum (Neupiatoniken
ehen so eigentümlich ist, wie dem Christentum oder dem Mosaismus
(Kabbalisten) * Wenn auch kein vornehmer Okkultist, dem sittliche
Ziele immer und überall m erster Linie stehen, sich auf die Sucht
nach Prophezeiung einlasse, so reichen doch die neuerdings beliebten
Erklärungen eingetroffener Voraussagungen durch Snggestion, Autosuggestion
, Unterbewußtsein usw. keineswegs aus. „Solche Erklärungen
sind Versuche des Materialismus, die Selbständigkeit der
übergeordneten geistigen ^Velt, die das sichtbare Geschehen durchdringt
, hinwegzuleugnen.* Alle diese Dinge als bloßen Aberglauben
zu belächeln und als geistige Rückständigkeit unserer jetzigen
Aristokraten zu brandmarken, dürfte doch wohl keine historische
Denkweise sein. — Red.


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