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218 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 4. Heft. (April 1909.)
zuzuweisen, wenn sie auch durch andere Charakteristika der
Phänomene nicht bestätigt werden sollte.
Ich erzähle einige in der am 27. Februar 1906 statt-
u;efundenen Sitzung mitgeteilte Botschaften. Nach einer
Frage, die ich betreffs eines gewissen Wortes gestellt hatte,
welches seine Identität erbringen sollte, spielte Dr. Hodg-
^on" auf die Gefahr an, aus seinen Botschaften ein
Flickwerk zu machen, („making a bctch") und brach
den Bericht mit folgenden Worten ab: „Es ist so erstickend
hier. Ich kann diese Schwierigkeiten besser
schätzen als je vorher." Damit gab er die Gedanken
zu verstehen, die er über die Schwierigkeit der Mitteilung
hatte, bevor er selbst verschied; er hatte oft den Einfluß
der betreffenden Zustände mit jenen der erstickenden Gase
verglichen, deren Wirkung auf die Integritäl des Bewußtseins
wir kennen. Einige Minuten nach der Übermittlung dieser
Botschaft fragte ich mit Absicht, ob wir die Schwierigkeiten
ziemlich gut vermutet hätten. Die Antwort lautete: ^Erstaunlich
gut! Ich war recht überrascht,* und dann auf
einmal gingen die Mitteilungen in seine eigene Handschrift
über, die man schon zu seinen Lebzeiten sehr oft nicht zu
lesen vermochte. Das hierbei gemachte Zugeständnis von
der Erstickung zielt auf die Hypothese, die ich vorgebracht
habe, ohne sie jedoch irgendwie zu beweisen, und die Art,
wie er die Richtigkeit unseres Standpunktes hinsichtlich der
Schwierigkeiten zugab, ist ein Faktum, das mit der Hypothese
vereinbar ist. Wir haben bloß die Träume und die
Delirien zu studieren, um die Einflüsse kennen zu lernen,
die darauf abzielen, Konfusion und fragmentarische Botschaften
hervorzurufen. Wenn Zufälle und Erschütterungen
im Leben, die weniger heftig sind als der Tod, schon das
Bewußtsein trüben, wie wir das wissen, so wTird wohl der
Gelehrte, der mit den Erscheinungen der nicht normalen
Psychologie in zahlreichen Fällen vollkommen vertraut ist,
erwarten, daß ein so heftiger Wechsel wie der Tod das Gedächtnis
und die Gedankenwiedergabe noch viel ernstlicher
trüben dürfte. Dazu kommt noch die Befreiung des Geistes
vom Körper mit allen dadurch bedingten physiologischen
Hindernissen, sodaß wir noch weniger auf eine strenge
Kontrolle der Prozesse rechnen dürfen, welche die Vergangenheit
auf geeignetem Weg zur Erklärung der Identität
zurückrufen sollen. Diese Störung wird aber wohl nicht
unbegrenzt dauern. Das Individuum dürfte in einem normalen
spirituellen Leben vollkommen wieder hergestellt
werden, obgleich die Zeit für diese Wiederherstellung variieren
dürfte mit den Individunen und mit den Umständen ihres
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