Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 233
(PDF, 214 MB)
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Weber-Beil: Skeptik und Pneamatologie. 233

wenigen Jahren in Stockholm gestorben und habe ihm sein
Hirn testamentarisch vermacht. In Wahrheit könne heute
an den Hirnwindungen der Anatom den Gesunden vom
Kranken, den Verbrecher vom normalen Menschen überhaupt
nicht, ja kaum das weibliche Hirn vom männlichen
unterscheiden. Das einzige, was Bedeutung für die Intelligenz
habe, sei die graue Hirnrinde, und hier müsse die
Untersuchung einsetzen. Erst wenn man einmal wisse,
wie die Form, der Chemismus, die Top ine der Zellen ihre •
Funktionen bestimmen, werde die Wissenschaft vom menschlichen
Hirn weiter vorwärts gehen. Und was antwortet die
Wissenschaft, wenn bei einer Sektion vom Gehirn nur noch
die Häute vorhanden waren, der Schädel dagegen völlig
leer gefunden wurde, wie dies bei dem genialen Architekten
Schinkel in Berlin, der bei nahezu vollem Bewußtsein
starb, der Fall war? Noch kein Naturforscher, auch
nicht Darwin, noch Haeckel, haben die wichtigste aller
Fragen zu lösen vermocht! Weder geschichtlich, noch experimentell
haben wir Kenntnis von dem ersten Ursprang
organischer Gebilde, was übrigens der Darwinianer Huxley
selbst betont hat. Wenn nur dasjenige Realität ist, was die
Sinne wahrnehmen können, wenn das Gesetz von der Konstanz
der Kraft, das sich auf den Makrokosmos wie auf
den Mikrokosmos ausdehnt, mit der Realität endet, wo
bleibt dann die Seele ais Einheit der Kräfte?

Wenn ein blind- und taubgeborenes Kind schreiben
lernt, sich alle Fähigkeiten eines mit Gehörs- und Gesichtssinn
ausgerüsteten Menschen aneignet und als Lehrkraft an
einem Blindeninstitut angestellt wird, wenn ein Stiefkind
der Natur, wie die hochbegabte, längst weltberühmte taubstumme
und blinde Schriftstellerin Helen Keller, *) trotz
ihrer schweren Gebrechen, zu so hervorragender geistiger
Entwicklung gelangte, kann da von einem psycho - physischen
Parallelismus noch die Rede sein?

Und die Wunderkinder, die geistig weit voraus, während
sie physisch genau wie andere Kinder ihres Alters
sind? Was antwortet die Gehirnanatomie? Der Psycho-
physiker? — Wenn der Realismus, von den sinnlichen
Wahrnehmungen und den sich in ihnen offenbarenden Gesetzen
des ursächlichen Zusammenhanges ausgehend, hierauf
als dem allein Seienden, weil Wirkenden und daher Wirklichen
, beharrt, so muß dem gegenüber die Frage gestellt
werden: Was ist Wirken und was ist Wirkung?

*) Wir kommen auf diesen besonders interessanten Fall im
Maiheft zurück. — Eed.


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