Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 242
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0246
242 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 4. Heft. (April 1909.)

eines preußischen Offiziers geboren und war väterlicherseits
mit dem Geschlecht der Grafen Schwerin und der Freiherrn
Witten, mütterlicherseits mit der Humanistenfamilie Agricola
verwandt. Juristisch, philosophisch und philologisch (besonders
in den alten Sprachen) geschult, bekleidete er in
jüngeren Jahren auf dem preußischen Ministerium des
Inneren die Stelle eines Geheimsekrelärs und war auch auf
dem Berliner Polizeipräsidium als Dezernent für literarische
Angelegenheiten tätig. Die letzten 30 Jahre seines Lebens
widmete er sich ganz der Erforschung der spiritistischen
Phänomene; er trat zuerst mit einer Verteidigungsschrift
für den Bauernkriaben Karl Wolter hervor, der als angeblicher
Urheber des „Spukes von Resau" zu einer mehrmonatlichen
Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Nachher
spielte er so ziemlich in allen Spiritistenprozessen —
so namentlich im Prozeß des Materialisationsmediums Valeska
Töpfer und des Blumenmediums Anna Rothe — als Sachverständiger
eine hervorragende Rolle; wenn auch der in
seinen Kreisen unbedingtes Vertrauen genießende und in
allen denkbaren Privatangelegenheiten um seinen Rat angegangene
„ Geistermüllertt als Schwärmer und Phantast
galt, machten seine zwar bizarren, aber immer geistvollen
und folgerichtigen Ausführungen sogar auf die Richter stets
tiefen Eindruck. Das verschrumpfte, verhutzelte Männchen
mit den blauen träumerischen Augen, die hinter dicken
Brillengläsern mit dem Blick eines Kindes in die Welt der
Wirklichkeit schauten, war daher eine stadtbekannte Berliner
Persönlichkeit. Wenn man auch über seine sonderbaren
Meinungen und Taten lächelte, flößte seine durch nichts zu
erschütternde Glaubensstärke auch den Gegnern Respekt
ein. Seit fast 29 Jahren bewohnte er eine vierziramerige
Wohnung in der Scharnhorststraße, wo besonders seine
große Sammlung seltener Bücher auffiel. Lange Zeit hielt
die Familie Pensionäre, vorwiegend junge Japaner, darunter
den späteren Gesandten m Berlin, Graf Inouye. Vor 12
Jahren starb seine Frau, vor ca. 3 Wochen seine 83 jährige
Schwester, bei deren Leichenbegängnis er sich eine Rippfellentzündung
holte, welcher er nun am 9. März erlegen
ist. Seine Beerdigung fand am Freitag den 12. Mär/ auf
dem Invalidenkirchhof statt. „Jetzt weiß er — so schreibt
der ^Berl. Lok.-Anzeiger" in seinem Nachruf vom 10. JH.,
Nr. 126 (Abendausg.) — die Wahrheit, er, der so oft getäuscht
wurde, und trotz alledem immer weiter glaubte,
trotz aller Enthüllungen, trotz aller Prozesse immer weite)*
kämpfte für das, wovon er in der Tiefe seines Gemüt>
überzeugt war. Das war die Tragik dieses seltsamen Lebens/ >


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0246