Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 313
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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Wenzel-Ekkehard: V. Sardou als Schreibmedium. 318

Ich habe zwei Arten unterscheiden gelernt: Träume im
wissenschaftlichen Sinne, d. h. Vorstellungen, die durch
körperliche Reize, Unbehagen, vollen Magen, ungewohnte
Geräusche etc. hervorgerufen werden, und Visionen. Charakteristisch
für den Traum und die Fieberdelirien ist, daß
die Vorstellungen wahllos hervorgerufen werden und man
im Halbschlaf leicht „den Traum weiterspinnen kann". Die
Vision dagegen ist immer mit einem mehr oder minder
starken Eindruck verbunden, der das erwählte Sinnbild gewissermaßen
betont. Oft ist die Betonung so stark, daß sie
jähes Erwachen bewirkt. Ein anderes Charakteristikum
der Vision ist, daß sie den starken Eindruck im Gehirn zu
einer neuen Vorstellung verdichtet, die aber nicht beliebig
weiter gesponnen werden kann. Ein typisches Beispiel:
Als ich vor einigen Jahren eines Abend3 kaum die Augen *
geschlossen, sah ich hohe, graue Felsen, zwischen denen, etwas
nach hinten geneigt, ein ebenfalls grauer Stein lag.
Unwillkürlich dachte ich, an ähnliche Traumbilder erinnert:
Das wird doch nicht ein Leichenstein sein?, und ein Schauer
packte mich. Kaum hatte ich die Worte vor mich hingesprochen
, da sah ich auf dem mittelsten Stein ein Kreuz
sich abzeichnen, und als dies vollendet war, verschwand
das ganze Bild. Ich konnte es nicht zurückrufen; es blieb
nur das gewöhnliche Erinnerungsbild, wie von jedem
anderen Ereignis auch. Aln anderen Tage erhielt ich die
Todesanzeige einer Verwandten. —

Es braucht bei einer Willensübertragung, resp. Beeinflussung
nicht immer an eine absichliche gedacht zu werden.
Es kann auch ein Ereignis sich zufällig mit abspiegeln,
ohne daß es gerade für das Individuum, dem es sich zeigt,
von Bedeutung ist. So z. B. hatte ich in der Erdbebennacht
des 28. Dezember gegen Morgen den Eindruck eines
blitzlosen Gewitters: graue Wolken, die schwer über einer
Landschaft hingen. * Dagegen ist das Erdbeben, das etwa
14 Tage später auch in Florenz selbst gespürt wurde, so
eindruckslos an mir vorübergegangen, daß ich von dem
ziemlich heftigen Stoß nicht einmal erwachte. Daß aber
ein Wunsch, also ein Wille, der sich in einer Person konzentriert
, auch bei einer anderen unbeteiligten sich abspiegeln
und ein Traumbild hervorrufen kann, dafür steht
mir ebenfalls eine Erfahrung zur Verfügung: Ich teilte im
Frühjahr 1907 im deutschen Hospital zu Florenz mit dem
englischen Medium Vaut-Peters ein Zimmer. Ich war am
Bein operiert worden, und eines Morgens, als ich, bereits
der Genesung entgegengehend, schlaflos lag, wünschte ich
mir in Gedanken, wieder ein Fahrrad zu besitzen, um


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