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820 Psychische Studien. XXXVI. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1909.)
Dame hatten, kurz nachdem sie vom Impresario geöffnet
wurden, ein gläsernes Aussehen. Jedes bewußte geistige
Leben schien erloschen. Die Mundpartie des Gesichtes
war krampfhaft verzerrt. Nach Beendigung der Vorführung
wich der Krampf, die Gesichtsmuskeln nahmen ihre ursprüngliche
Lage ein, die Augen öffneten sich und ein
freundliches Lächeln verschönte die Züge des „Mediumsu.
Auch der Puls wies, wie der Arzt feststellte, wieder eine
lebhafte Tätigkeit auf, nachdem er während des Experimentes
nahezu gestockt hatte. Ein Trick ist's nicht, Spiritismus
auch nicht, noch weniger ein Wunder. Man hat es
hier offenbar mit geheimnisvollen Kräften der menschlichen
Psyche zu tun, auf die das Wort Shakespeare^ paßt: rEs
gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erden, als euie
Schulweisheit sich träumen läßt." Jedenfalls ist das persönliche
Kennenlernen der mysteriösen Dame allen Interessenten
auf das wärmste zu empfehlen." — Glaubwürdige
Augenzeugen aus Basel bestätigen uns in begeisterten
Worten die Genauigkeit des obigen Berichtes.
e) Mr. James Edison, das elektrische Rätsel,
über diesen eigenartigen Menschen, der das an anderer
Stelle besprochene „Feuerwunder" des Amerikaners Foskett
noch in Schatten zu stellen und der elektrische Ströme von
mehreren hunderttausend Yolt Spannung durch seinen
Körper gehen lassen kann, ohne daß er eine sichtbare
Schädigung davonträgt, berichten die Tagesblätter aus Karlsruhe
(18. März): „Sein Auftreten im hiesigen „Colosseum"
ruft, wie das ja auch in anderen Städten der Fall war,
eine gewisse Sensation hervor. Wenn aus dem großen
RuhmkorfPschen Induktionsapparat, den Herr Edison zu
seinen Versuchen benutzt, Funken von über einem halben
Meter Länge herausschlagen und Herr Edison läßt diesen
ungeheuer gespannten Strom in seinen Körper eintreten,
läßt in seiner Hand eine Geißler^sche Röhre oder eine
Glühlampe aufleuchten, an den Fingerspitzen eine Zigarette
und an der Backe ein Stück Papier anstecken, dann glaubt
man es gern, daß man es bei diesem Manne mit einem
Phänomen zu tun hat, dessen Erklärung selbst den Koryphäen
der Wissenschaft, wie bei den Fakiren, noch nicht
gelungen ist. Beschreiben lassen sich diese Versuche in
ihrem ganzen spannenden und aufregenden Verlaufe nur
schwer, man muß sie selbst gesehen haben." *)
*) Vgl. C. Vesme, Geschichte des Spiritismus, übersetzt von
Feilgenhauer, III. B , S. 146 ff.: „Angelika Cottin, das elektrische oder
gymnotische Mädchen/ eine stämmige Bäuerin aus Bouvigny in
der Normandie, die am 15. Jan. 1846 zuerst ähnliche Ersheinungen
wie der Zitterrochen oder Wels zeigte.
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