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354 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1909.)
der Wissenschaft geben kann. Glücklichen Erfolg werden
die Abgeordneten in der Mitte ihrer Institute freudig verkünden
. Was kann mehr, oder auch nur dieselbe Sensation
machen? Mißlingen die Versuche — das Entscheidendste
dürfte doch den (vielleicht nicht so unbedingt ungereimten
) alchemistischen Prozessen gleichen, die zwar nicht
das Gesuchte, aber sehr oft ein anderes Schätzbares ergaben
—, so dürfte es mindestens manchen fremden Teilnehmer
reizen, dieselben an reizbaren Menschen in gesehener
und verstandener Weise nach seiner Heimkehr — wäre es
auch nur im Stillen — fortzusetzen. Soll doch, wie ich
hörte, Ritter in Schwaben eine Person gefunden haben,
so überreizbar, daß Campetti nur eine Bagatelle dagegen
wäre. So ein glücklicher Fund mag auch wohl einem
französischen oder italienischen Sucher werden,— so gewiß
ich in beiden Nationen diese froschlichen Menschen lieber
als in der deutschen aufsuchen möchte.
Ob bis dahin, vom Ende Dezembers anzufangen, aus dem
Fonds der k. Akademie irgendeine Ausgabe auf Campetti gemacht
werden solle, ziemt mir nicht zu beurteilen. Seine Bewirtschaftung
liegt nicht im Wirkungskreise der Klasse.
Sollte ich meine unbefangene Meinung darüber sagen,
so würde sie in Folgendem bestehen: Die k. Akademie
der Wissenschaften hat nicht nur Pflichten gegen die
Wissenschaft^ sondern auch gegen den Staat, der ihr Schutz
und Schatz gewährt. Durch zweckmäßige und gewissenhafte
Verwendung des letzteren muß sie sich des ersteren würdig
machen. Sie wäre nicht zweckmäßig, wenn die Anweisungen
auf ein einzelnes Attribut, einen einzelnen Gegenstand, wie
wichtig er auch sei, die Mittel für die Förderung anderer
Attribute erschöpften. Ob nun für den Unterhalt Cam-
petti's für die sieben folgenden Monate noch Anweisungen
statthaben sollen, darüber Avird das k. Präsidium entscheiden
, je nachdem es den Fonds der k. Akademie für
alle Attribute hinreichend finden und die obigen Grundsätze
unterschreiben wird oder nicht. — Allerdings müßte es dem
Herrn Akademikus Ritter freigestellt bleiben, Campetti
auf Rechnung der Subskribenten und mit Hilfe der von
ihm aufgefundenen, von der Akademie unabhängigen Mittel
hier zu behalten. Sollte er einstweilen in seine Heimat
ziehen, so würden ihm Reisegeld und eine verhältnismäßige
Gratifikation bewilligt werden müssen, wiewohl ich schon
die bisherige Sustentation von ^ fl. täglich, seinen Stand
und die Art seines hiesigen Aufenthalts dabei in Rücksicht
gezogen, so reichlich finde, daß er während der langen Zeit
dieses Genusses eine ganz artige Ersparnis machen konnte.
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