http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0365
Peter: Schallende Tritte an der Grenze einer andern Welt. 361
der Geist der Menschen krankhaft erregt und die Einbildung
so exaltiert ist, daß ganze Massen nicht mehr fähig
seheinen, als leidenschaftlose, unparteiische Zeugen zu
dienen. Andererseits ist auch nicht zu leugnen, daß der
Mensch eine Schwäche hat für Überraschungen und Wunder
und darum leicht dem Glauben an solche Dinge verfällt.
J)ale Owen sagt daher: „Wir müssen sehr auf der Hut sein
vor dieser Vorliebe für Wunder, die in unserer Natur
liegt.* Ali' dies wird natürlich ein weiser und denkender
Beobachter sich vor Augen halten.
Dale Owen zeigt ferner, daß sich die oben angeführten
Einwürfa gegen das Zeugnis mehrerer Personen nicht auf
alle Fälle strikte anwenden lassen. Wenn wir z. B. finden,
daß zu verschiedenen Zeitperioden und bei verschiedenen
Nationen beständig Zeugnisse wiederkehren für gewisse,
uns ganz unwahrscheinlich dünkende Phänomene, dann sind
wir nicht berechtigt, Jene Zeugnisse dem Zufall zuzuschreiben
. Wir sind nicht berechtigt, das Ganze als eitlen
Aberglauben zu betrachten. Freilich die heutige Welt hat
diese Gepflogenheit und ist stolz darauf, den „Ammenmärchen
tt entwachsen zu sein. Verletzt durch die Entdeckung
, daß Iirtum und Torheit beigemengt erscheinen,
werfen wir oft eine ganze lieihe von Erzählungen als
grundlos und absurd über' den Haufen. Wir vergessen
hierbei, daß, wenn zu verschiedenen Zeiten und an entgegengesetzten
Punkten ohne Möglichkeit einer Kollusion
immer wieder dieselben oder ähnliche Erscheinungen auftauchen
, ein solches Zusammentreffen uns die Wahrscheinlichkeit
nahe legen sollte, daß hier doch etwas anderes als
Täuschung im Spiele sein muß. —
Kutter sagt in „Human Electricity*: „Wenn man
irgendeinen sog. Volksaberglauben oder Irrtum genau untersucht
, kann man sicher sein, daß man eine gewisse Wahrheit
zugrundeliegend findet. Es kann Torheit und Aberglauben
dabei sein; aber wenn man diese abzieht, dann
findet sich immer noch Material genug, das nicht Personen
und nicht Perioden angehört, sondern allen Zeitaltern gemeinsam
ist, die Gelehrten verwirrt und die Spötter verstummen
läßt.44 Es ist eben die Wahrheit allein, die
bleibt im Leben und immer wieder durchbricht im Laufe
der Zeiten; sie ist elastisch gegen Unterdrückung und Verachtung
. Als Beispiel führt Dale Owen die in populären
Schriften erwähnten S p u k h ä u s e r an. Es ist nicht philosophisch
, alle Beweise hierfür einfach verächtlich zu ignorieren
, wenn auch zugegeben werden muß, daß viele dieser
Geschichten auf panischen Schrecken ungebildeter Leute
24
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0365