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362 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1909.)
zurückzuführen sind, oder auf einen Seherz, den sich einer
erlaubt, um andere zu erschrecken, oder auf Mystifikationen
zu noch schlechteren Zwecken.
Dale Owen erwähnt hier nachfolgende aus „Histoire
de la Magie en France" von Garinet entnommene Geschichte
: König Ludwig (IX., der Heilige) von Frankreich
hatte mehrere Mönche von St. Bruno nach Paris
kommen und ihnen Wohnung in Chantilly anweisen lassen.
Die Mönche hatten von ihren Fenstern aus die Aussicht
auf den alten Palast von Vauvert, der ursprünglich für
König Robert als Residenz erbaut war. Er war seit vielen
Jahren verlassen. Den Mönchen gefiel der Palast und, da sie
sich nicht getrauten, den König darum zu bitten, schlugen sie
einen Weg ein, der, wie man sehen wird, trefflich zum Ziele
führte. Der Palast, von dem man bis zur Ankunft der Mönche
niemals etwas übles gehört hatte, kam allmählich in Verruf
. Schreckliche Schreie wurden in der Nacht gehört;
blaue, grüne und rote Lichter erschienen plötzlich und verschwanden
ebenso schnell. Ketten rasselten und Menschen
heulten. Dann erschien ein grünes Gespenst mit langem,
weißem Bart am Fenster und drohte den Vorübergehenden
mit der Faust. Dies währte monatelang. Der König ließ
durch eine Kommission die Sache untersuchen. Die Mönche
erklärten, daß, wenn sie den Palast als Wohnung bekämen,
sie die Geister verjagen wollten. Und in der Tat, im
Jahre 1259 wurde durch königlichen Erlass der Palast
Vauvert den Mönchen von St. Bruno als Wohnung überlassen
. Von dieser Zeit an hörten alle Störungen auf.
Der grüne Geist ist nach dem Glauben der Frommen für
immer von den Wassern des Roten Meeres begraben worden
. Aber gibt es keine echten Münzen, weil Fälschungen
vorkommen? Können nicht Originale zu falschen Kopien
existieren? —
Eine andere Art Phänomene, welche ebenso in verschiedenen
Zeitaltern und verschiedenen Gegenden beobachtet
worden sind, kann man unter dem Namen
Mesmerismus zusammenfassen. Wir begegnen solchen
Phänomenen lange vor Mesmer in der Weltgeschichte, bei
den Magiern der alten Ägypter, bei den Sehern der Juden,
bei den Sibyllen und Orakeln der Griechen und Römer
usw. Es sind Erscheinungen, welche von Zeit zu Zeit auftauchen
; wir kennen sie aus der Geschichte des Mittelalters
und aus jener des modernen Europa und sehen sie
unter Protestanten und Katholiken. Sie haben gewöhnlich
etwas Epidemisches in ihrem Charakter und es sind die
einzelnen Perioden von einander unabhängig. Obwohl von
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