Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 363
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0367
Peter: Schallende Tritte an der Grenze einer andern Welt. 363

Erzählern berichtet, welche oft ganz entgegengesetzter Ansicht
sind, zeigen sie doch alle eine gewisse Ähnlichkeit
unter einander. Die Beispiele solcher Epidemien sind zahlreich
: 1632 —1639 die Besessenheit der Ursulinerinnen in
Loudun; 1642 jene der Schwestern der heiligen Elisabeth
zu Louviers; die geistige Verirrung der Propheten oder
Trembleurs in den Cevennen 1686—1707, welche durch die
Verfolgung anlässlich des Ediktes von Nantes veranlaßt
wurde; die schon erwähnten Pseudo-Wunder der Konvulsio-
nisten des h. Medardus, 1731—1741, am Grabe des Abb£ Paris
usw. [S. Vesme, 1. c] Alle diese Erscheinungen traten auf, ehe
nur der Name Animal - Magnetismus bekannt oder irgendeine
natürliche Erklärung dieser seltsamen Manifestationen
gefunden war, und zu einer Zeit, in welcher die Erforschung
dieser Erscheinungen als vor das kirchliche Tribunal gehörig
betrachtet und nicht als Aufgabe der Ärzte und
Psychologen erkannt wurde. —

Ein Phänomen mag unwahrscheinlich erscheinen, solange
es das einzige dieser Art zu sein scheint. Aber
sobald wir sehen, daß sich um dasselbe mehrere andere
ähnlicher Natur gruppieren, haben wir guten Grund, an
die Wahrscheinlichkeit seiner Existenz zu glauben. Allein
abgesehen von der Wahrscheinlichkeit oder Unwahrschein-
lichkeit irgend eines Phänomens und abgesehen von der
Zahl der Zeugnisse, von dem wahrhaften Charakter der
Zeugen und deren erwiesener Uneigennützigkeit,— abgesehen
von allem diesem hängt doch auch der Erfolg jeder individuellen
Berichterstattung oder Erzählung viel von dem
Vertrauen ab, das wir dem Erzähler entgegenbringen.
Ist die Erzählung mündlich, dann ist es oft der Blick und
der Ton, die uns instinktiv Vertrauen einflößen. Und obwohl
in dem geschriebenen Berichte die Täuschung leichter
ist, so haftet der Zug von Redlichkeit oder das Gefühl, daß
diese nicht vorhanden ist, gewöhnlich so merkwürdig dem
Berichte an, daß wir, wenn wir einige Lebenserfahrung besitzen
, wohl imstande sind, ein Urteil über die Ehrlichkeit
des Erzählers zu fällen. Bescheidenheit und Mäßigung in
der Erzählung gewinnen leicht unser Vertrauen. Wir
neigen dazu, das am ehesten zu glauben, was am wenigsten
anmaßend behauptet wird. Natürlich muß auch die ernste
Uberzeugung aus dem Zeugen sprechen. Ferner ist zu
merken, daß die Wahrscheinlichkeit einer Beobachtung
nicht dadurch beeinträchtigt werden kann, daß andere Beobachter
mit ihren Experimenten nicht ähnliche Resultate
erhalten. Ein hinreichend bewiesenes erfolgreiches Experiment
ist nicht durch zwanzig erfolglose Versuche zu ent-

24*

*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0367