Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 371
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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v. Bechenberg-Linten: Kugelempfindungen und ihre Deutung. 371

beiden Anschauungen oder Vorstellungen gingen fließend
in einander über; jetzt ist „es44 unendlich klein, kleiner als
der kleinste Punkt, und doch ist „es" wieder riesengroß,
unendlich groß — dehnbar bis ins Unendliche. Jener Bekannte
, der diese Empfindungszustände an sich selbst erfahren
hatte, schilderte sie mir treffend durch den Vergleich
mit Gummi: „Es ist dehnbar wie Gummi*. Dieser Vergleich
paßt ausgezeichnet auf die Qualität dieser Empfindung,
wenn ich so sagen kann. Zusammen mit der Kugelem-
* pfindung wird dem Leser ein ungefähres Verständnis über
eine Sache ermöglicht, von der man sich vielleicht keinen
Begriff machen kann, wenn man sie nicht selbst empfunden
hat. Manchmal erschien der Eindruck auch so, als ob vor
mir eine große strahlende Kugel schwebte, die mich gleichsam
unverwandt anstarrte, die ich aber nicht eigentlich sah,
sondern gleichsam bloß empfand

Es war etwas Unfaßbares, weil nicht in der sinnlichen
Anschauung gegeben, und doch war die Empfindung davon
äußerst stark und deutlich, ja überwältigend — manchmal
auch unheimlich —, weil ich hier vor etwas für mich absolut
Neuem und Unerklärlichem stand.

Hierzu kam folgende objektive, d. h. mit den äußeren
Sinnen gemachte Beobachtung: In solch einem Zustande
erschienen mir die Gegenstände in meinem Zimmer, etwa
der Tisch mit der brennenden Lampe darauf, fern und weit
von mir und dementsprechend klein, während ich doch nur
wenige Schritte abseits saß oder stand. Ich sah alle Gegenstände
vor mir in etwa der Dimension, wie wenn man in
ein Puppenzimmer hineinschaut: — so klein und dementsprechend
entfernt erschien mir alles, was mich umgab.
Es war so, als ob ich mich außerhalb meiner selbst befände
und nun von fern alles betrachtete, während ich, d. h. mein
Körper, ruhig im Zimmer auf einem Stuhl saß oder nebenbei
stand.

Auch diese Wahrnehmung kam mir als fertige Tatsache
zum Bewußtsein; ich beobachtete also nicht die allmähliche
Entfernung der Gegenstände von mir, sondern mit einem
Mal sah ich, daß die gegenüberliegende Wand, der Tisch,
Stühle etc. weit von mir und klein erschienen. Dabei bestand
gleichzeitig die eigentümliche Kugelempfindung.—

Ich kann nicht sagen wieviel Sekunden oder Minuten
dieser Eindruck andauerte, jedenfalls lange genug, um mich
bewußt seiner zu vergewissern. Allmählich nahm dann meine
Umgebung wieder ihr normales Aussehen an, und in demselben
Maße verJor sich auch die Kugelempfindung. Manchmal
gelang es mir dann durch bloße Willensanstrengung, das


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