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382 Psychische Stadien. XXXVI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1909.)
verändernden Körperwelt zurückgeführt. Die subjektive Wahrnehmung
hingegen vollzieht sich in den Unterscheidungen des Bewußtseins
, in denen sich insbesondere die als Empfindungen und als
Gefühle bezeichneten Qualitäten darbieten. Es ist aber dieselbe
Wirklichkeit, die ebensowohl in den Größenbeziehungen der räumlich
-zeitlichen Körperwelt, wie auch in den unmittelbar unterscheidbaren
Qualitäten des Bewußtseins der Untersuchung zugänglich ist.
So wird denn das in der Auffassung der Wirklichkeit begründete
Zusammenbestehen der subjektiven Unterscheidungen des Bewußtseins
und der objektiven Größenbeziehungen Anlaß zu einem besonderen
Untersuchungsgebiete, das hier als Psychophysik bezeichnet
wird. Aus dieser Auffassungsweise ergibt sich einerseits die
kritische Würdigung der naturphilosophisch bedingten Gruud-
anschauung Fechner's. andererseits die Ausgestaltung der Methoden
der psychophysischen Untersuchung. Wernekke.
Die materialistische Epoche des neunzehnten Jahrhunderts und die phänomenologisch
- monistische Bewegung der Gegenwart. Rede am
Ivrönungstage, 18. Januar 1900, in der Aula der König!. Albertus-
Universität zu Königsberg i. Pf, gehalten von Paul Volk mann.
Leipzig und Berlin Druck und Verlag von B. G. Teubner 1909.
27 8. 8°. Ladenpreis geh. M. 1.—.
Der Begriff des Materialismus hat sich als die Erstarrung einer
durch die Entwiekelung gezeitigten und gekräftigten Denkform
über Wesen und Bedeutung der Materie ergeben , welche, wissenschaftlich
nicht ohne mannigfache Anregung und Erfolge, schließ-
lich an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit angelangt ist. Unter
vollkommen überflüssigen , ja ungehörigen, besonders auch aus der
Natur der Sprache erklärlichen Bildern und Anschauungen hatte
die materialistische Epoche die Erscheinungen der Natur aufgefallt
und beschrieben. Die in die große Masse des denkunfähigen Volkes
hineingeworfenen, mit den Schlagwörtern TStoff und Kraft11 verbundenen
Vorstellungen bieten das bezeichnendste Beispiel. — Die
von der Phänomenologie in der von E. Mach vertretenen Form erhobene
Forderung, ein wissenschaftliches System lediglich aus Elementen
der Empnndung&welt und aus ihrer Analyse zum Schluß zu
bringen, nimmt den Charakter einer an und für sich unlösbaren
oder unmöglichen Aufgabe an , und weiter beruht Enstehung und
Verbreitung des Monismus auf einer weitverbreiteten Verwechselung
intellektueller und künstlerischer Momente in der Gegenwart. Daraus
ergibt sich: nicht unfertige Weltanschauungen , deren Entwickelung
und Solidierung man der Zukunft überläßt, sondern Methoden
- und Erkenntnislehre sind die ireeigneten Mittel naturwissenschaftlicher
Betätigung an philosophischer Mitarbeit, soweit
eine solche von Naturforschern erstrebt wird. Damit möchte zugleich
am wirksamsten die innere Verständigung angebahnt und gefördert
werden, die dem Geistesleben der Gegenwart so not tut.
Den Weg weist Immanuel Kant in seiner „Kritik der reinen Vernunft
*. — Das ist kurz der Inhalt dieser äußerst gehaltvollen und
lehrreichen Festrede. Wien hold.
Zeitschriftenübersicht.
Zeitschrift für Spiritismus und verwandte Gebiete. 12. Jahrg. J90S.
No. 40—52. — Horoskope (von A. Kuiepf). — Eine Vision. — Die
Klopfkrank^eit (von Fr. A. Schuricht). - Übersinnliche Begebenheiten
. — Unbewußtes Zungenreden. — Im Spukhause an der
Aturstraße bei Perigueux. — Spiritismus und Erziehung. — Psycho-
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