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388 Psychische Studien. XXXVI. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1909.)
Tn einer späteren Mitteilung fügt der Oberst bei: „Mrs.
Julie Webley starb am 2. Februar 1884, gegen 6 Uhr
morgens. Mrs......starb am 13. Febr. 1884, gegen
4 Uhr abends. Ich las die Todesanzeige der Mrs. Julie
Webley am 14. Febr. Mrs......litt niemals an Hallu-
zinationen irgendwelcher Art.*
Mr. Henrv Webley, der Gatte «hilie's, schrieb an Mr.
Gurnev:*) Birmingham, AVenman - Street 84. 18. Mai
1885. „Ich beantworte gerne Ihren Brief, um Ihnen die
gewünschten Aufschlüsse zu geben. Meine Frau starb
am 2. Febr. 1884, gegen 5 Uhr 50 Min. morgens. Während
der letzten Stunden ihres Lebens sang sie ohne Unterbrechung
. So war es noch zehn Minuten vor ihrem
Tode. Obgleich ihre Stimme immer sehr schön war,
schien sie mir doch nie so entzückend süß, als in den
letzten Augenblicken/ Gez. Henry Webley. —
Sgr. E. Bozzano sagt hierzu Folgendes: „Wenn wir die
Hypothese der unbewußten Gedankenübertragung durch die
Anwesenden ausschalten, da keiner derselben von dem
Tode der Mrs. Julie Weblev Kenntnis hatte; wenn wir
auch von der telepathischen, zwischen Agent und Perzipient
direkt bestehenden Übertragung Abstand nehmen, da
das Ableben Julie's mehr als elf Tage vor jenem der Perzi-
pientin statthatte, so bleiben nur zwei Arten telepathischer
Manifestation übrig zu einem Erklärungsversuch. Nach
einer dieser Annahmen müßte man die Quelle für die das
Hallt,zinations - Phänomen erzeugende telepathische Impulsion
im Unterbewußtsein des Gatten oder des Vaters der
Mrs. Webley suchen, oder auch irgendeiner anderen Person,
welche Kenntnis von dem Tode jener Dame hatte. Wenn
man diese Hypothese auch nicht absolut verwerfen kann,
so scheint sie doch bei voller Fberlegung recht unwahrscheinlich
.
Vor allem die Empfängerin (also Mr^......) kannte
weder den Vater, noch den Gatten, noch irgendein anderes
Familienmitglied der Mrs. Webley; es fehlt also eines der
hauptsächlichsten und ständigen Elemente jedes telepathischen
Phänomens: das Vorhandensein sympathischer Beziehungen
zwischen Agent und Perzipient. Zweitens: man
weiß, daß fast, in der Gesamtheit der spontanen telepathischen
Phänomene der Agent dem Perzipienten die halluzinatorische
Vision seiner eigenen Person übermittelt und
nicht die einer anderen Person, wie es aber im vorliegenden
Fall geschehen wäre.
*) Bekanntes Mitglied der „Society i'or P^. K *
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