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404 Psychische Studien. XXXVI. Jahrgang, 7. Heft. (Juli 1909.)
insbesondere wenn die Beschreibungen einen humoristischen
Anstrich haben.
Aber es ist ja bei alledem nicht notwendig, die Beschreibungen
so hinzunehmen, wie sie erscheinen. Sie
können das Ergebnis telepathischer Botschaften
von Lebenden oder von Toten sein, umgewandelt
in Phantasmen oder Halluzinationen
durch die subliminalen Tätigkeiten des Mediums
, durch das sie vermittelt werden. Bei
diesem Standpunkt brauchen wir nichts weiter als eine
Gedankenwelt jenseits des Grabes anzunehmen,
welche durch den Prozeß, der erforderlich ist, um eine Verbindung
zwischen der materiellen und der spirituellen Welt
herzustellen, sich in scheinbare Wirklichkeit umwandelt
.
Im Traum, Somnambulismus oder hypnotischem Zustande
reproduzieren die unterbewußten Prozesse bei allen
Personen Ideen oder geistige Zustände in der Form von
Halluzinationen. Diese weisen jedoch nicht jenen beharrlichen
Typus auf, der einen krankhaften Zustand anzeigt;
aber sie sind eben scheinbare Repräsentanten von Wirklichkeit
, wie die normale Sinneswahrnehmung. Nun, wenn Gedanken
vom Geist Außenstehender auf Lebende übertragen
werden können, sei es nun im Trance oder einem anderen
ungewöhnlichen Zustande, so wird man, da der Vorgang
nicht ein solcher der Sinneswahrnehmung, sondern irgendeine
supernormale Tätigkeit ist, das auch bei der subliminalen
geistigen Tätigkeit für die Agentien natürlich finden,
durch welche fremde Gedanken übertragen oder ausgedrückt
werden; und da die subliminale Tätigkeit eng
assoziiert ist mit halluzinatorischen Funktionen, so dürften
fremde Gedanken als Wirklichkeiten erscheinen, gerade so,
wie es bei Halluzinationen der Fall ist, während ihnen
doch so wenig wie den Halluzinationen eine Wirklichkeit
zukommt. Setzt man dann einen trauraähnlichen Zustand
bei dem Verstorbenen voraus, wenn er sich mitzuteilen
versucht, und einen unterbewußten Zustand bei dem Medium
, durch welches der Gedanke übertragen werden soll,
so werden wir wohl all den Anschein von Wirklichkeiten
begreifen, wie sie bei den mediumistischen Phänomenen beschrieben
werden. Die Ereignisse des vergangenen Lebens
des Betreffenden brauchen auf der anderen Seite einfach
gedacht zu werden, und da ihr telepathischer Eindruck im
Unterbewußtsein des Mediums ein Phantasma, eine scheinbare
Wirklichkeit für das Medium erzeugt, so müssen wir
dann Beschreibungen erwarten, welche die Formen einer
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