Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 487
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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Zeller: Übersinnliche Erlebnisse. 487

abends an sieh bemerkte. Ihre merkwürdig glänzenden
Augen sind mir gerade in diesen Tagen etwas aufgefallen.
— Was meinen Schwiegervater betrifft, so hing er mit
seinem ganzen Herzen an den Seinigen, die er in tiefster
Trauer zurückgelassen hat. Er hatte, kann man wohl
sagen, ein überaus tiefes Gemüt, und all sein Denken und
Sorgen galt nur seiner Familie. —

Ich enthalte mich, eine Deutung der merkwürdigen
Vision zu versuchen, welche das Mädchen in tiefe, zitternde
Erregung versetzte. Ich erzählte das Ganze mit allem Vorbehalt
meinen Kollegen , welche jedoch teilweise in der
Vision nichts weiter als eine Halluzination erkennen
wollten. Als ich dies dem Mädchen wieder erzählte, bestand
sie ihrerseits fest auf ihrer Uberzeugung, hier etwas
durchaus Wirkliches gesehen zu haben. Eine Selbsttäuschung
schien ihr ganz unmöglich zu sein. Auch habe
sie sich nicht etwa vorher mit dem Gedanken an Herrn
K. irgendwie beschäftigt. Als sie die Gestalt plötzlich vor
sich gesehen habe, sei sie so furchtbar erschrocken, wie
noch nie in ihrem Leben. Sofort habe sie den Gedanken
gehabt, hier komme Herr K. zur Taufe seines Enkelkindes.
Dies habe sie auch sogleich nachher Frau K. erzählt. Sie
habe keinen Augenblick im geringsten gezweifelt, den Verstorbenen
selbst vor sich zu haben. Nie zuvor habe sie ein
Gesicht mit so tief bekünifnertem und doch auch wieder so
merkwürdig friedlichem Ausdruck gesehen, überhaupt sei
ihr noch nie in ihrem Leben entfernt etwas ähnliches wie
hier begegnet.

In jedem Fall, auch bei Annahme einer bloßen Halluzination
, dürfte die vorstehende Erzählung eines psychologischen
Interesses nicht entbehren. Es fragt sich dann eben,
welche merkwürdige seelische Kraft (dann etwa wohl unter
der Schwelle des Bewußtseins) wirksam gewesen sein muß,
um auch nur auf kurze Zeit ein solches lebensvolles Bild
hervorzuzaubern, gewiß ein weiterer Beweis dafür, daß das
menschliche Seelenleben weit reicher und tiefer ist, als eine
oberflächliche Betrachtung ahnen läßt.*)

*) Das Mädchen scheint medial veranlagt zu sein. — Red.


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