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490 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 8. Heft. (August 1909.)
In einer Sitzung (23. Juni 1908) sagte das Medium,
daß sich ein materialisiertes Wesen im Kabinett befinde
und daß man eine Photographie von demselben nehmen
könne. Dies geschah (selbstredend unter Beobachtung der
strengsten Maßnahmen für Überwachung des Apparates,
der Platten, Entwicklung usw.) und man erhielt das deutliche
Bild einer blassen, weißen Gestalt, deren Züge aber
nicht zu erkennen sind. Auch bei Carancini sieht man das
für den Eintritt der Erscheinungen charakteristische Blähen
und Absehwellen des Vorhanges. Wie bei Eusapia Pala-
dino, werden die elektrischen Lampen ausgelöscht und
wieder angezündet, ohne daß der Druckknopf der Ein- und
Ausschaltung berührt wird.
Im Laufe der Sitzungen sind die medialen Kräfte Caran-
cini's bedeutend gewachsen. Nun werden schwerere Gegenstände
, die entfernt vom Zirkel in einer Ecke des Zimmers
stehen, bewegt. Es kommt zu echten Levitationen. Das
Medium selbst wurde in der Sitzung vom 27. November 1908
bis zu einem Meter hoch vom Boden gehoben. Alle Anwesenden
bestätigen, daß Carancini ohne jede Unterstützung
frei in der Luft schwebt. Die Klopflaute kommen auf
Wunsch aus den Wänden und Möbeln. In Tonerde werden
Fingerabdrücke festgestellt und man erhält, wie bereits erwähnt
, das Phänomen der direkten Schritt. Der erste
Fall dieser Erscheinung ereignete sich folgendermaßen:
Während der Sitzung fiel, wie schon öfters, eine Kindertrommel
auf den Tisch. In diesem Augenblick schien das
Medium sehr zu leiden, ein Umstand, der angesichts des an
sich unscheinbaren Phänomens auffiel. Man machte Licht
• • ___
und fand zur allgemeinen Überraschung auf dem Trommelfell
folgende Worte mit Holzkohle geschrieben: „Qui credit
in Deum et vitam aeternam salvus erit". (wer an Gott
und an das ewige Leben glaubt, wird gerettet werden). Bemerkenswert
i^t, daß sich die Kohle, mit der diese Worte
geschrieben sind, nicht neben der Trommel befand, sondern
am anderen Ende des geräumigen Malerateliers auf einem
Stuhl lag, wo sie unmittelbar darauf gefunden wurde. In
einem anderen Falle wurde ein Teller, der rußgeschwärzt
war, beschrieben. Er enthielt die Worte: „Fra pocott (bald)
und eine Zeichnung, welche an ein Skelett erinnert. Man
bringt diese Manifestation in Zusammenhang mit einer
zweiten, welche kurze Zeit später erhalten wurde und
welche die Worte: „Sto meglio — Domenico " (ich befinde
mich besser, Domeniko) enthielt. Ein Teilnehmer an vielen
Sitzungen, Sgr. Domenico Giannini, war inzwischen plötzlich
gestorben!
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