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Peter: Schallende Tritte an der Grenze einer andern Welt. 533
eignisse, sondern sogar in Bezug auf jene, die sich in der
Vergangenheit zugetragen haben oder erst in der Zukunft
zutragen werden. (Fortsetzung folgt.)
Aus Robert Dale Owen's
„Schallende Tritte an der Grenze einer
andern Welt.*'
Von Josef Peter, Oberst a. D. (München).
(Fortsetzung von Seite 479.)
Es wäre falsch, zu;behaupten, daß die fortgesetzte
Dauer jeder Tätigkeit Müdigkeit und infolgedessen Schlaf
erzeuge. Es ist dies nur von einigen Kraftleistungen
richtig, aber es gilt nicht für jene Tätigkeiten des organischen
Lebens, welche automatisch und unwillkürlich sind.
Wir ermüden durch Wachen und durch Denken; wir
werden müde vom Sehen und Hören und besonders durch
die stete Aufmerksamkeit auf äußere Gegenstände; aber
wir ermüden nicht durch das Atmen, obwohl dies andauernder
ist, als alle anderen Tätigkeiten. Diese offenbare
Tatsache brachte auch die Physiologen vor Darwin's Zeit
zu der Ansicht, daß der Schwerpunkt des Schlafes in der
Aufhebung des Willens liege. Einige sind sogar so weit
gegangen, zu behaupten, tiaß die einzige Quelle der Ermüdung
und demzufolge die einzige notwendige Ursache
des Schlafes die Willenstätigkeit sei. Zur Bekräftigung
dieser Theorie führen sie an, daß in wenigen Minuten Ermüdung
eintritt, sobald die Muskeln eines Armes oder
eines Fußes unter dem Einfluß des Willens gespannt
werden, während andererseits dieselbe Anstrengung, wenn
sie unfreiwillig erfolgt, wie im Zustande der Katalepsie,
lange Zeit anhalten kann, ohne Ermüdung zu erregen.
Aber bedingungslos .können wir diese Meinung nicht annehmen
. Es gibt eben keinen wachen Zustand, in welchem
der Wille aufgehoben oder untätig ist. Auch ist es nicht
richtig, daß Männer mit starkem und immer betätigtem
Willen mehr Schlaf brauchen, als der schlaffe und willensschwache
Mensch. Napoleon 1., die wahre Verkörperung von
Tatkraft und Willenstätigkeit, beanspruchte monatelang
nicht mehr als drei bis vier Stunden Schlaf täglich.
Nichtsdestoweniger müssen wir die Wahrheit und Bedeutung
der Bemerkung Darwin's zugeben, daß die wesentliche
Bedingung des Schlafes die Aufhebung des Willens
ist. Und in dieser Beziehung ist die Ähnlichkeit zwischen
dem Schlaf und den verschiedenen Zuständen des mensch-
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