Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 541
(PDF, 214 MB)
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Eick: Käferschicksal und Menschenschicksal. 541

wieder fröhlich dahinjagt, unbekümmert und sieh erfüllend
seine Wege wandelt, wiederum innehält, in das Menschenleben
eingreift und in das es verehrende oder verfluchende
Treiben der Menschen sich mischt. Alle Eigenschaften, die
der Mensch ihm beilegt, es verdient sie in demselben Maße,
wie der Käfer das Mensch-Schicksal wertet. Aber ebensowenig
wie der Käfer durch eine Verallgemeinerung das
Wesen des ganzen Menschen richtig bestimmt, ebensowenig
erkennen wir das Schicksal, wenn wir die uns zugewandte
Seite, das von uns erlebte Ereignis, die an uns bewiesene
Tat des Schicksals für sein Wesen überhaupt halten. Wie
der Käfer dem Menschen, der ihn vorsichtig zur Seite setzt
oder ihn umgeht dankt, so dürfen auch wir das gütige
Schicksal dankend verehren, das tückische anklagen. Denn
in diesem Falle war es wirklich gut, bezw. böse, ebenso
wie der betreffende Mensch dem Käfer gegenüber. —

Wie sehr nun auch das Schicksal in das Menschenleben
absichtsvoll oder absichtsähnlich bineinspielt, so steht
es im ganzen doch in seinem Wirken und Wesen jenseits
und außerhalb des Menschen — soweit, wie der
Mensch mit seiner Seelenfülle und seinen Lebenszielen vom
Käfer entfernt ist. Und so unfaßbar für den Käfer die
Existenz-Möglichkeit und Höhe menschlichen Seelenlebens
ist, so unerkennbar ist für unseren Geist der Seelenzustand,
in dem das Schicksal ein jins unvergleichliches Sein erfüllt,
ein Zustand, der uns etwa ebenso ungeheuerlich und unbegreifbar
ist, wie der Temperaturzustand der Sonne im Vergleich
zu dem unserer Erde! Wie der Käfer, so müssen
wir uns damit begnügen, anzunehmen, daß dies Schicksal
(zwar stofflich*) im letzten Grund ebenso uns verwandt, wie
der Mensch dem Käfer) in Seelenformen sich bewegt, die
über unserer Seelenstruktur ebenso hoch stehen, wie der
Charakter eines Menschen über dem vegetativen Dämmerleben
des Käfers. Spannen wir mit dem Maßstabe dieses
Unterschiedes zwischen Käferseele und einem Goethe'schen
Innenleben unsere Phantasie aus zur Vorstellung einer
Schicksalsseele, so kommen wir wenigstens zum Begriff von
Döseinsmöglichkeiten, die wir einfach „glauben* müssen.
Wann, wie und warum das Schicksal in unser Leben eingreift
, das wissen wir ebensowenig, wie der Käfer nach
seiner Natur und seinem Gesichtskreis das Eingreifen des

*) Mit den tiefen Bezeichnungen der chinesischen Psychologie
gesprochen: „aus der gleichen Seelenmaterie" — „Sehen" —, die alles
durchdringt und nur verschieden dicht und stark verstreut erscheint

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