Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 602
(PDF, 214 MB)
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602 Psych. Studien. XXXVI. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1909.)

ihnen außer uns entsprach (zum Beispiel „Gott") transszen-
dent.

Kant's Reform brachte in diese Begriffe eine ganz
andere Bedeutung dadurch, daß er das Transszendente vernichtete
, das Transszendentale aber in großartiger Weise
als die subjektive Bedingung alles erfahrungsgemäß Erkannten
auffaßte. Vor Kant lag der Schwerpunkt in den
schimärischen Objekten, die man durch höheres Denken zu
erkennen glaubte. Man suchte ein Geheimnis hinter den
Dingen, wo nichts als Leere ist. Kant lenkte den Blick
von da auf die Funktionen des Erkennens, bewies, daß
diese nicht selbst eine Erkenntnis wären, der ein Objekt
entspräche, sondern nur die Bedingungen alles Erkannten
als solchen, daß außer dem durch Erfahrung Gewußten
nichts Objektives mehr vorhanden sei, daß aber auch
die Welt aer Objekte nicht das All an sich, sondern nur
für uns alles Erkennbare bedeute. Diese letzte Einschränkung
erlaubte es dem großen Denker, nicht vorzeitig
abzuschließen, im Bewußtsein der Schranken unserer Erkenntnis
nicht ein Absolutes schlechthin zu setzen, in
welchen Fehler seine Nachfolger verfielen.

Als Wesen des Transszendentalen erfaßte Kant schließlich
jene viel umstrittene „ursprüngliche Synthesis a priori",
der unsere ganze Geistestätigkeit, von der einfachsten, zusammenfassenden
Anschauung einzelner Dinge an bis zur
erhabenen Konzeption eines Gottes, des Ideales der reinen
"Vernunft, gemäß sein müsse. Die ursprüngliche Synthesis
ist überobjektiv. Wenn wir sie als etwas vorstellen wollen,
müssen wir sie objektivieren. Das kann aber nur fehlerhaft
geschehen. Das ganze Verschwommene des Begriffs unseres
Geistes kommt durch dieses Nicht - mehr - objektivierenkönnen
, indem wir denken, erfolgt diese Synthesis, ist das
in uns vorhanden, was Geist heißt; aber sein Besitz ist so
unmittelbar, daß er nicht mehr die Vermittelung durch
irgendein Wissen verträgt. Zu allem Wissen ist er die
letzte AToraussetzung; deshalb kann er selbst nicht mehr
gewußt werden, sondern er muß dasjenige sein, was uns
Gewißheit verleiht.

Das Problem in dieser strengen Weise aufzufassen, ist
die erste Bedingung, auf eine Art zu philosophieren, die
alles Erdichten eines Transszendenten vermeidet und uns
womöglich über Kant hinausführt. Die unzähligen fehlgeschlagenen
Bemühungen, über Kaut hinauszukommen, ohne
doch, wie es so oft geschah, die ewigen Wahrheiten der
Kant'sehen Philosophie zu verletzen, beruhen größtenteils
auf einem falschen Erfassen des Transszendentalen. Das


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