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Freudenberg: Das materialisierte Phantom von Costa Eica. 19
mit Begeisterung von den Sitzungen und gab eine Anregung
zu solchen. Und üun traten die Erscheinungen mit vermehrter
Stärke auf. Jetzt erkannte man auch unter
günstigeren Bedingungen den Grund für das Vorhergegangene
.
Eines der ständigen Mitglieder des Kreises, dessen
guter Glaube zu keinem Verdacht Veranlassung gegeben,
das sich aber ganz und gar in tbeosophische Ideen verstrickt
hatte, war dazu gelangt, auf die Seele des jungen Mädchens
einen großen Einfluß zu gewinnen, und hatte sie dazu
überredet, sich nicht mehr zu solchen Experimenten herzugeben
, da diese ihr nach seiner Ansicht großen physischen
und moralischen Schaden brächten, weil die Berührung mit
„Geistern*, mit „unreinen Wesen,tt mit „Larven", wie er
sich ausdrückte, äußerst verderblich sei.
Unter solchen Umständen nahmen diese beiden (es ist
anzunehmen, daß das Medium nicht mehr in Trance geriet)
an den Sitzungen mit der festen Entschlossenheit teil, sich
den Manifestationen zu widersetzen, und es gelang ihnen,
diese binnen weniger Wochen völlig zum Verschwinden
zu bringen.
Die Tbeosophie, welche nicht nur allein selber nicht
experimentiert, sondern das Experimentieren sogar bekämpft
und in ihrer Lehre ebenso ^dogmatisch ist, wie die Kirchen,
ist bei derartigen Studien ein störendes Element. Sie leitet
irre und verkennt den Zweck, indem sie sich nur auf
metaphysischen Annahmen aufbaut, welche der wissenschaftlichen
Grundlage entbehren, während doch die
Beobachtung und das Experiment die einzigen Wege bilden,
welche zum wahren Wissen führen. Die Erklärungen,
welche die Theosophie bezüglich der Erscheinungen gibt, mit
denen sich der moderne Spiritualismus beschäftigt, sind
willkürlich und stehen im geraden Gegensatz zur Wirklichkeit
. Eine einzige% reelle Tatsache fällt schwerer in die
Wagschale der Vernunft, als hundert eingebildete Theorien,
welche sie widerlegen sollen. [Sehr richtig! Red.]
Wenn ich über diese Dinge reden zu müssen geglaubt
habe, so geschah es, um daraus die Lehre zu entnehmen,
welche bedeutungsvolle Rolle bei der Hervorrufung dieser
Phänomene der menschliche Wille spielt und um die Aufmerksamkeit
der Experimentatoren auf die Gefahr hinzulenken
, welche in dem Einfluß störender Elemente auf den
Erfolg ihrer Arbeiten liegt.* —
Ist das die Sprache eines Exaltierten, eines Mannes,
der mehr glaubt, als ihn der Augenschein lehrt? Würde
er positiver sein, wenn er, wie früher, jene Tatsachen prin-
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