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Frendenberg: Brüsseler Briefe. 39
II. Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Brüsseler Briefe.
Von Dr. med. Franz Freudenberg (z. Z. Brüssel).
I.
Vielleicht ist es den Lesern dieser Zeitschrift willkommen
, von Zeit zu Zeit etwas über die Verhältnisse des
okkultistischen Lebens in Brüssel zu erfahren; und ich bin
gerne bereit, der Redaktion dieses Blattes diesbezügliche
Mitteilungen zu machen, so oft es etwas Berichtenswertes
gibt.
Am 22. Oktober v. J. war in Brüssel eine auf dem
Boden strengster Wissenschaftlichkeit stehende Gesellschaft
eröffnet worden, welche sich „Soci6t6 ind^pendante des
recherches psychiques" nannte und sich nach dem Muster
der großen in London und Paris bestehenden Gesellschaften
gebildet hatte. Sie unterstand speziell der „Soci£t£ universelle
d^tudes psychiques". Ihr Vorsitzender war Dr.
van Velsen, Direktor des hypnotischen und psychotherapeutischen
Instituts zu Brüssel, und ihr Schriftführer J.
Delville, Professor der Akademie der schönen Künste zu
Brüssel. Im Vorstand befanden sich ferner Frau Dr.
Joteyko, Professorin der Psychophysiologie der Universität
Brüssel, alles Namen von bestem Klang. Das Unternehmen
wurde allseitig mit den besten Hoffnungen begrüßt.
Selbst Herr Major le Clement de St. Marcq, der Präsident
der „F6d6ration spirite beige*, wohnte der Eröffnungssitzung
bei, wiewohl die Gesellschaft in einem gewissen Gegensatz
zu dem in Brüssel, wie zu den in ganz Belgien so überaus
zahlreich bestehenden spiritistischen Vereinen begründet
worden war, indem in der ersteren nach dem erst gesucht
werden sollte, was die letzteren bereits gefunden zu haben
glauben. Leider aber hat die Neuschöpfung nur einen
kurzen Bestand gehabt und ihre Wiedereröffnung ist, wiewohl
beabsichtigt, zurzeit noch nicht gelungen. Mithin ist
die „Soci£t6 centrale spirite de Bruxelles", da verschiedene
hier bestehende kleinere Zirkel hierfür nicht in Betracht
kommen, gegenwärtig die einzige offizielle Vertreterin des
Okkultismus am hiesigen Platze. Uber diese alte und angesehene
Gesellschaft hoffe ich Ihnen in einem demnächstigen
Briefe Weiteres berichten zu können; für heute
will ich mich darauf beschränken, Ihnen Einiges über die
gestrige Experimentalsitzung mit dem bekannten englischen
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