Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 53
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Telepathisches Phänomen ?

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starke Vorstellungen, Gefühle und Willensvorgänge verraten
sich nicht bloß in gewollten, ohne weiteres wahrnehmbaren
äußeren Bewegungen und Handlungen, sondern
auch in unwillkürlichen, feineren — oft nur instrumentell
nachweisbaren — Bewegungsvorgängen. In der Fähigkeit,
solche kaum merklichen Bewegungsvorgänge wahrzunehmen
und zu verarbeiten, bestehen, wie die tägliche Erfahrung
lehrt, erhebliche individuelle Differenzen: manche besitzen
eine große, andere wieder eine recht geringe Fertigkeit in
der Kunst, aus Gebärden, Haltung, Gang, Spiel der Hände,
Klang der Stimme u. s. f. eines Dritten seine Gedanken,
Gefühle und Willensvorgänge zu erraten. In einer im
wesentlichen auf angeborener Anlage beruhenden und
durch Übung aufs höchste gesteigerten Virtuosität in der
sinnlichen Erfassung und intellektuellen Verarbeitung
feinster Muskelreaktionen dürfte das Wesen der Kunst des
„Gedankenlesensa bestehen. Zur Lösung seiner Aufgabe
setzt sich der Künstler in der Regel mit der Versuchsperson
in körperlichen Kontakt und erfährt so vermittelst
seiner äußeren und inneren Tastorgane (Haut, Muskeln und
Gelenke) die leisen, unwillkürlichen Bewegungen und Bewegungstendenzen
, Bewegungsrichtungen, hemmende, widerstrebende
, zustimmende usw. Bewegungen seitens der Versuchsperson
. Voraussetzung dabei auf Seiten der letzteren
ist, daß sie an die jeweilige konkrete Einzelphase der vorzunehmenden
Handlung lebhaft denkt und sowohl jede
richtige, wie jede falsche Ausführung des Künstlers mit
Lebhaftigkeit auffaßt: je gefühlsstärker eine Vorstellung,
um so merklicher äußeit sie sich in Muskelreaktionen.

Nun hat aber Herr B. vor unseren Augen auch Experimente
ausgeführt, bei denen er, der Versuchsperson vorausgehend
und ohne sie zu berühren, die „Gedanken* der
letzteren erriet, komplizierte Handlungen ausführte u. s. f.
Die Erklärung für dieses, dem obigen Erklärungsversuch
scheinbar widerstrebende Experiment liegt wohl darin, daß
er in diesem Fall Gehörseindrücke verwertet: Nähe, Ferne,
Richtung des der Versuchsperson vorschwebenden Ziels,
Richtigkeit oder Falschheit des vom Künstler eingeschlagenen
Wegs verraten sich unwillkürlich im Gang der Versuchsperson
, in Ausmaß, Rhythmus und Stärke ihrer
Schritte, also in hörbaren Vorgängen. „Rhythmische und
dynamische Schwankungen* gehören ja, wie jeder Musikkenner
weiß, zu den wichtigsten Ausdrucksformen des Gefühls
. Besonders bei den letzteren Versuchen scheint Herr
B., wenn wir richtig beobachtet haben, dann und wann
durch ausgiebige Eigenbewegungen seine Versuchsperson


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