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Kurze Notizen. 61
verein Dr. med. E. Aigner, der bekannte Forscher auf
diesem lange Zeit nur vom Aberglauben und seinen Auswüchsen
beherrschten Gebiete, einen sehr anregenden
Vortrag. Er gab darin eine interessante Geschichte der
Wünschelrute, schilderte ihre verschiedenen Erscheinungsund
Anwendungsformen (einfache und gegabelte Weidenzweige
, verschlungene Eisendrähte, verzinkte Eisen drahte und
Kupferdrähte), die er auch praktisch und in Lichtbildern
vorführte, wies auf die Erfolge von Rutengängern der
neueren Zeit hin (Geheimrat v. Franzius, Landrat v. Uslar,
v. Bülow etc.) und ging dann ausführlich auf die mannigfaltigen
, von ihm selbst mit verschiedenen Rutengängern
in Jena, Dresden, Garmisch, Schliersee etc. und zuletzt auch
in Anwesenheit von Vertretern des Ministeriums des Innern
in Kempten unternommenen Versuche ein. Diese letzteren
Experimente hatten, soweit sie auf Rohrleitungen sich erstreckten
, bekanntlich ein negatives Resultat aufzuweisen,
was vielleicht mit den geologischen oder meteorologischen
Erscheinungen zusammenhängen mochte. Jedenfalls darf
mit dem Vortragenden bedauert werden, daß nach diesem
einen Versuch schon von den Fachleuten des Ministeriums
die Sache nicht weiter verfolgt wurde. Nur ein Zusammenarbeiten
der einschlägigen Kreise könne in systematischer
Arbeit einen Erfolg zeitigen und sollte vor allem eine
Publikation in dem einen oder anderen Sinne nicht ohne
Wissen des einen der Beteiligten erfolgen. Gerade verschiedene
neue Versuche Dr. Aigners mit seinen Rutengängern
— Bediensteten des hiesigen Wasserbauamts — in
Eichstätt, dann in der Umgebung Münchens auf Besitzungen
eines Großindustriellen etc. haben zu schönen Ergebnissen
geführt, indem überall Wasser nachgewiesen werden konnte,
obwohl vorher mehrfach ergebnislose Bohrungen ausgeführt
worden waren. Auqh wurden interessante Versuche über
Kohlenlager gemacht. In neuester Zeit hat Dr. Aigner eine
neue Wünschelrute konstruiert, die einen geraden Metallstab
darstellt, der an beiden Enden mit Drahthebeln versehen
ist. Der Stab wird auf die geöffnete Innenfläche einer
Hand gelegt und scheint über Wasser und Gasleitungen
von selbst zu rotieren. Die Versuche sind noch nicht
abgeschlossen. An einem interessanten Lichtbildermaterial,
das sich zum Teil auf alte, seltene Werke stützte, zeigte
der Vortragende, wie schon unsere Vorfahren sich fleißig
der Wünschelrute bedienten; sie wurde von ihnen sogar
zum Aufsuchen von Verbrechern benützt. Die fesselnden
Darlegungen des Vortragenden, der auch die Mitglieder
des Verein ersuchte, ihn mit praktischen Versuchen und
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