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80 Psych. Studien. XXXVII. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1910.)
der Küste brüstet sieh San Diego seines großartigen
Tenipelklosters der Theosophen. Dort ist auch eine Anzahl
zwar weniger bedeutender, aber noch mehr betrügerischer
Medien tätig, welche bei den camp - meetings, deren
meist besuchtes im reizenden Lily Dale am Erie-See abgehalten
wird, operieren. Die „außergewöhnlichen Fähigkeiten
" dieser „Medien*, die wahre Künstler in ihrer Art
sind, ist gewöhnlich Betrug, nicht immer sehr geschickt
angewandt, noch öfter plump und leicht zu entdecken,
wenn man sich nur die Mühe nimmt, sie etwas genauer zu
untersuchen. Dies ist jedoch nicht der Fall bei der großen
Masse der Gläubigen, welche hier zusammenströmen, ganz
bestrickt durch mysteriöse Titel wie: „Das Orakelgeheimnis
des großen Pendels" oder «Intelligenz und Materie" (!).
Sie setzen z. B. blinden Glauben in einen Dr. Schlossinger,
welcher ankündigt, daß er ,,die besondere Mission auf
Erden erfülle, unbedingt der Menschheit die Unsterblichkeit
der Seele zu beweisen" und gleichzeitig mesmeriscbe,
magnetische, hypnotische, psychographische und chiroman-
tische Konsultationen erteilt. (Fortsetzung folgt.»
Stereoskopbilder zu Eusapia-Sitzungen.
Die beiden Stereoskopbilder dieses Heftes verdanken
wir dem liebenswürdigen Entgegenkommen unseres Kollegen
in Mailand, des Herrn Marzorati von „Luce e Ombra".
Sie wurden gelegentlich einer Polemik mit der Frauenrechtlerin
Laura J. Finch, Leiterin der „Annais of Psychi-
cal Science* in ^Luce e Ombra " veröffentlicht als Beitrag
zur Zurückweisung der Anklagen, welche diese englische
Dame gegen das alte neapolitanische Medium erhoben
hat.*) Ohne auf diese Polemik selbst näher einzugehen,
die uns von Seiten der Kämpferin für eine unsinnliche Auffassung
der Liebe und Ehe zu vorurteilsvoll erscheint, besonders
weil sie dem Temperament und der Rasse der Süditaliener
nicht gerecht zu werden vermag freuen wir uns,
daß dieselbe Veranlassung geworden ist, zu zeigen, daß
durch die Stereoskopie ein neues Beweismittel — für oder
gegen die Echtheit der Phänomene — gegeben ist, dn erst
*) Vergl. hierzu die Fußnote des Herrn A. Kaindl auf S. 695 6
des Dezemberhefts v. J. Eine briefliche Anfrage des Herrn Dr. W.
ßormann, welcher die dort am Schluß stehende Parenthese dahin
mißverstand, als ob Herr Kaindl sieh mit jenem, auch nach unserer
Ansicht viel zu weit gehenden Angriff auf das geprüfte Medium
einverstanden erklärt hätte, veranlaßt uns hier ausdrücklich festzustellen
, daß dies nicht der Fall war. — Red.
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